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Frontal krachte ein Geisterfahrer auf der A1 in das Auto einer Familie, die in den Urlaub fahren wollte. Beide Kinder starben.

APA/Kerschbaummayr

Linz – Mittwoch früh um 2.36 Uhr ging bei der Rettung der Notruf der Polizei über einen Geisterfahrerunfall auf der Westautobahn kurz vor der Ausfahrt Allhaming in Oberösterreich ein. Beim Eintreffen an der Unfallstelle erlebte Paul Reinthaler einen seiner „dramatischsten Fälle“ seit seiner Zeit als Einsatzeiter, erklärte dieser.

Eine Familie aus Deutschland war auf dem Weg in den Urlaub, als ein betrunkener Geisterfahrer frontal in deren Auto krachte. Der Vater war am Steuer gesessen, der 20-jährige Sohn neben ihm, auf der Rückbank die neunjährige Tochter und die Mutter. Beide Kinder überlebten den Zusammenprall nicht, die Eltern und der Unfalllenker wurden zum Teil schwer verletzt. Wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen wird sich jener 56-jährige Mann wohl vor Gericht verantworten müssen.

Bei einer ersten Einvernahme gab der Oberösterreicher laut Polizeiprotokoll an, auf der Autobahn gewendet zu haben, nachdem er bemerkt hatte, dass er "seine“ Ausfahrt Sattledt verpasst hatte. Auf dem Weg zurück kam es dann zur folgenschweren Kollision. Ein Alkoholschnelltest ergab, dass der Mann 1,4 Promille im Blut hatte.

Unfallursache Alkohol

Männlich und alkoholisiert, so sehe nach Erhebungen der klassische Geisterfahrer aus, sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Und das Alter der Geisterfahrer liege zwischen 40 und 60 Jahren, ergänzt Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Das KfV hat vor acht Jahren eine Geisterfahreruntersuchung durchgeführt. Konkret waren laut Studie 52 Prozent der Geisterfahrer alkoholisiert, 25 Prozent orientierungslos, beim Rest führten andere Ursachen zur Geisterfahrt. Die Rushhour ist zwischen 18 und 2 Uhr.

In dieser Erhebung wurden auch die Gründe für das Falschfahren erfragt. Unüberlegtes plötzliches Wenden auf der Autobahn, weil man beispielsweise einen Regenschirm auf einer Raststation habe liegen lassen oder die Ausfahrt versäumt habe, sei einer der Hauptgründe gewesen. Aber auch Mutproben und Suizide kämen vor.

Generell lässt sich jedoch in den vergangenen Jahren ein Rückgang bei der Anzahl an Geisterfahrerunfällen feststellen. Seit dem Jahr 1987 starben laut Statistik Austria in Österreich 107 Menschen. Gab es 1998 noch zwölf Tote, waren es 2013 zwei. "Die Asfinag hat die Wegweisungen bei den Auf- und Abfahrten deutlich verbessert“, nennt Thann einen Grund für den Rückgang. Alles sei wesentlich übersichtlicher geworden. Technisch sei aus seiner Sicht jetzt nicht mehr viel zu machen.

"Man muss beim Verhalten der Fahrer ansetzen“, erklärt der KfV-Direktor. Denn das deutlich größere Problem sei Alkohol am Steuer. Verursacht ein Betrunkener einen Unfall, so sind in 58 Prozent der Fälle die Unbeteiligten die Todesopfer, geht aus der Statistik hervor. Bei keiner anderen Unfallart kommen so viele Unschuldige zum Handkuss“, sagt er. Wie auch auf der Westautobahn Mittwochfrüh überleben die Verursacher meist leicht verletzt.

Kein Führerscheinentzug

Thann hält daher eine Alkohol-Zündschlosssperre in Autos für den richtigen Weg. Ein nachträglicher Einbau ist für nahezu alle Kraftfahrzeuge möglich. Die Kosten liegen zwischen 1000 und 2000 Euro. In den USA sind diese Alkolocks seit 1986 für alkoholauffällige Fahrer im Einsatz. Die EU wiederum führt bereits Studien zur Wirksamkeit dieser Wegfahrsperre durch. Diese zeigen laut der Europäischen Kommission, dass es wesentlich effektiver sei, betrunkenen Autofahrern statt den Führerschein zu entziehen die Sperre im Auto einzubauen. Im Verkehrsministerium wurde zum Thema Alkolock eine Arbeitsgruppe installiert, Thann hofft, dass bis Ende des Jahres ein Entwurf vorliegt. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 31.7.2014)