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Die zerbombte UN-Schule.

Foto: AP/Pitarakis

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Israelische Truppen vor ihrem Einsatz.

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Luftangriff auf Gaza-Stadt.

Foto: AP/Moussa

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Ein palästinensische Frau vor der angegriffenen UN-Schule.

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Gaza - Bei einem Luftangriff der israelischen Armee auf einen Markt im Gazastreifen sind am Mittwoch nach palästinensischen Angaben 15 Menschen getötet und 150 weitere verletzt worden. Ziel der Attacke war ein gut besuchter Markt in Shedschaija, einem Vorort von Gaza-Stadt, wie der Sprecher der palästinensischen Rettungskräfte, Ashraf al-Kudra, mitteilte. Israel hatte unmittelbar zuvor eine vierstündige Waffenruhe ausgerufen, die allerdings nicht in Gebieten gelten sollte, in denen bereits Soldaten im Einsatz waren.

19 Tote in Schule

In einer von der UNO geführten Schule im Gazastreifen sind durch israelischen Beschuss am Mittwoch mindestens 19 Menschen getötet und rund 125 verletzt worden. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNRWA schlugen im Morgengrauen fünf Panzergranaten in der Schule im Flüchtlingslager Jabalia ein, in der rund 3.000 Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen gesucht hatten.

Überreste der Granaten seien sichergestellt worden, hieß es. Zuvor waren am Dienstag laut UNRWA-Angaben zum dritten Mal Raketen in einer UN-Schule gefunden worden.

Getroffen wurden über Nacht auch drei Moscheen, wie die palästinensischen Sicherheitskräfte mitteilten. Die getroffenen Moscheen befinden sich demnach in Gaza-Stadt, im Lager Shati und in Rafah. Nach israelischen Medienangaben wurden Dutzende "Terrorziele" bombardiert.

Neuer ägyptischer Vorschlag für Waffenruhe

Zu Mittag kündigte Israel dann eine vierstündige Feuerpause im Gazastreifen an. Diese sollte von 14 bis 18 Uhr MESZ gelten, sagte eine israelische Militärsprecherin.

Zuvor wurde bereits von Fortschritten bei den Vermittlungsgeprächen in Kairo berichtet. Ägypten hatte am Dienstag Änderung am ursprünglichen Plan angekündigt. Diesen hatte Israel akzeptiert, die Hamas aber nicht. Der neue Vorschlag sollte nun palästinensischen Unterhändlern präsentiert werden.

Allerdings hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einen langen Konflikt nicht ausgeschlossen. Die Armee braucht nach eigenen Angaben noch rund eine Woche zur Zerstörung palästinensischer Tunnel. Sie werden von Israel als massive Bedrohung eingestuft, da durch sie Kämpfer nach Israel gelangen können und die Gänge als Waffenlager und Bunker genutzt werden können.

Vorbild Libanon-Krieg

Israel könnte laut der Zeitung "Haaretz" ähnlich wie schon im Libanon-Krieg 2006 versuchen, über einen UN-Resolutionsentwurf eine Waffenruhe herzustellen. Das israelische Außenministerium soll Premierminister Benjamin Netanjahu dazu geraten haben. Dieser Schachzug könnte die Legitimität der Hamas minimieren und Israels Interesse stärken, den Gazastreifen zu entwaffnen und die Palästinensische Autonomiebehörde dort zu einem Verhandlungspartner zu machen.

Hamas-Appell an Hisbollah

Die radikalislamische Hamas hofft auf Unterstützung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. "Wir hoffen, dass die libanesische Front eröffnet wird, damit wir dieses Gebilde (Israel) bekämpfen können", sagte der Vizechef des Hamas-Politbüros, Moussa Abu Marzouk, nach Angaben des iranischen Senders Press TV vom Mittwoch.

"Der Widerstand im Libanon hat die Kapazität, eine Menge Dinge zu tun", sagte Abu Marzouk. Die Hisbollah hatte 2006 mit Israel Krieg geführt, ihr Chef Hassan Nasrallah hatte vor kurzem erklärt, dass seine Bewegung den Palästinensern im Gazastreifen gegen die israelischen Angriffe zur Seite stehen werde. Bis jetzt hat die Hisbollah aber keine Anstalten gemacht, sich in die Kämpfe einzuschalten.

Botschafter zurückgerufen

Chile und Peru riefen indessen wegen der Verschärfung der Militäroperation ihre Botschafter in Israel zu Konsultationen zurück. Chile beobachte mit großer Sorge die Einsätze, die derzeit eine "kollektive Bestrafung" der palästinensischen Bevölkerung darstellten, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des chilenischen Außenministeriums. Die Militäroperationen respektierten keine Normen des internationalen Menschenrechts, wie die mehr als 1.000 zivilen Opfer, darunter Frauen und Kinder, zeigten.

Ähnlich äußerte sich das peruanische Außenministerium, das die Unterbrechung des Waffenstillstands durch neue israelische Militäroperationen "zutiefst" bedauerte.

Auch Brasilien, Ecuador und El Salvador haben ihre Botschafter aus Israel zu Konsultationen zurückgerufen, berichtet die isrealische Zeitung "Haaretz". Der isrealische Außenamtssprecher Yigal Palmor kritisierte, mit diesem Schritt werde die "Terrororganisation" Hamas ermutigt.

Die fünf Staaten des südamerikanischen Mercosur-Blocks riefen unterdessen bei ihrem Gipfel in Caracas zum sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen auf. "Wir glauben, dass der israelisch-palästinensische Konflikt das Potenzial hat, die ganze Region zu destabilisieren", sagte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. Notwendig sei deshalb ein "sofortiger, umfassender und dauerhafter" Waffenstillstand.

Mutmaßliche Schläger festgenommen

Nach einem brutalen Angriff auf zwei junge Palästinenser in Ostjerusalem nahm die israelische Polizei drei Verdächtige fest. Ein Gericht solle über eine Verlängerung der Untersuchungshaft für die drei jungen Israelis entscheiden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Sie würden verdächtigt, "zwei Einwohner von Ostjerusalem angegriffen zu haben".

Die beiden 20-jährigen Opfer hatten angegeben, am Freitagabend nahe einer jüdischen Siedlung in Ostjerusalem von einer etwa zwölfköpfigen Gruppe jüdischer Extremisten angegriffen worden zu sein. Unter anderem sollen diese mit Knüppeln und Eisenstangen auf ihre Köpfe eingeschlagen haben.

Die jungen Männer wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht und erhoben den Vorwurf, Polizisten vor Ort hätten nicht umgehend einen Krankenwagen gerufen. Die Polizei wies das zurück und gab an, die beiden hätten jegliche Hilfsangebote abgelehnt. (red/APA, 30.7.2014)