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Die Schnellstraße zwischen Charkiw und Donezk ist seit Montag durch eine gesprengte Eisenbahnbrücke blockiert.

Foto: EPA / Evert-Jan Daniels

Es fährt kein Zug mehr nach Donezk. An mehreren Bahnhöfen rund um die Millionenstadt mussten die Eisenbahner am Dienstag wegen Bombenalarms in die Luftschutzbunker. "Die Züge fahren bis Swatowo und Krasnoarmejsk, weiter können sie schon allein wegen der Gleisschäden nicht mehr fahren", teilte der Pressedienst der ukrainischen Bahn zudem mit.

Für die Bewohner der Stadt, die von den Rebellen gehalten wird, gibt es kaum Möglichkeiten, den Kampfhandlungen zu entkommen. Beide Seiten liefern sich heftige Gefechte um Donezk, bei denen auch Artillerie zum Einsatz kommt. Am Dienstag kamen nach Angaben des Katastrophenschutzes durch den Einschlag von Artilleriegeschoßen im Zentrum zwei Zivilisten ums Leben, 15 wurden verletzt.

Gerüchte über Flucht

Noch härter betroffen ist die Großstadt Horliwka, 37 Kilometer nordöstlich von Donezk. Nachdem dort in den vergangenen beiden Tagen 21 Zivilisten, darunter auch mehrere Kinder, getötet worden waren, hat die Stadtverwaltung eine dreitägige Trauer über Horliwka verhängt. Militär und Rebellen bezichtigen sich gegenseitig der Artillerieangriffe.

Die ukrainische Nationalgarde konnte sich nicht nur am Stadtrand von Horliwka festsetzen, sondern eigenen Angaben zufolge mehrere weitere kleine Ortschaften einnehmen. Laut dem Pressedienst des Militärs bereiten die Rebellen sogar ihre Flucht nach Russland vor. Angeblicher Sammelpunkt der Aufständischen und ihrer Familien ist die Ortschaft Perewalsk nahe Luhansk.

Die Spekulationen werden zudem durch die Abreise Alexander Borodais, des "Ministerpräsidenten" der "Volksrepublik Donezk" (DVR), nach Moskau angeheizt. Ein Sprecher der DVR widersprach allerdings den Gerüchten. Borodai sei nur kurzfristig in Russland und werde wiederkommen, sagte er.

Dementi der Rebellen

Die Rebellen dementierten auch die von Kiew gemeldeten militärischen Erfolge. Alle strategisch wichtigen Punkte seien weiter in ihrer Hand, das ukrainische Militär erleide enorme Verluste. Allein die Zahl der Deserteure in der ukrainischen Armee bezifferten sie mit 5.200 Soldaten.

Im Informationskrieg konnten die Rebellen zumindest einen zeitweiligen Erfolg feiern: Am Dienstag legten Hacker der Gruppe "Cyber-Berkut" die Seite des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko stundenlang lahm, um gegen den Einsatz in der Ostukraine zu demonstrieren. Berkut ist die ehemalige Sondereinheit der ukrainischen Polizei, die nach den blutigen Ereignissen auf dem Kiewer Maidan und der Ablösung Wiktor Janukowitschs aufgelöst wurde. (André Ballin, DER STANDARD, 30.7.2014)