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Die britische Soulistin Joss Stone - aufgenommen Mitte Juli bei einem Auftritt in Portugal.

Foto: APA/EPA/ESTELA SILVA

Wien - Ist die Rede von Soul und R & B, dann hört man für gewöhnlich besser schwarz. Passenderweise stammt eine der Galionsfiguren des Neosoul der letzten Dekade aus dem Süden, freilich Englands, genauer gesagt aus Dover, wo nicht nur die Kreidefelsen weiß sind: Joss Stone kam 1987 als Jocelyn Eve Stoker zur Welt, heute gastiert die Sängerin, Schauspielerin und Grammy-Gewinnerin in Österreich.

Angefangen hat ihre Karriere mit 14 in der BBC-Talentshow Star For A Night mit Coverversionen von Aretha Franklin und Donna Summer. Zwei Jahre später nimmt Jocelyn den Künstlernamen Joss Stone an, mit The Soul Sessions erscheint 2003 ihr erstes Album: hauptsächlich Genrehadern aus den 1960ern und 1970ern (etwa von Franklin, den Isley Brothers, Carla Thomas oder Bettye Swann), dazu ein Waylon-Jennings-Song sowie die White- Stripes-Nummer Fell In Love With A Boy.

Auf dem Nachfolgealbum Mind Body & Soul (2004) bewegte sich die (zumindest damals) stets barfuß auftretende Stone noch mehr in Richtung des Deep Southern Soul der frühen 1970er. Eine Teeniepop-Diva, die schon einmal wie der ganz junge Elton John klingt, eigentlich nicht Teil des Mainstreams sein möchte - und in den Medien als Gegenpart zur anderen großen britischen Soulstimme jener Tage, Amy Winehouse, aufgebaut wird: Letztere gibt und lebt damals das Biest, Stone die Prinzessin.

Auf Introducing Joss Stone mischt sie 2007 Digital-R-&-B mit Motown-Streichern und Girl-Group-Backgroundstimmen. Mit dem nächsten Album Colour Me Free! (2009) festigt sie ihren Ruf als neue Dusty Springfield. Das Album LP1 wird 2011 in Nashville eingespielt und hat Bluesrock- und Country-Einschlag. Vor zwei Jahren erschien mit The Soul Sessions Vol. 2 quasi eine Fortsetzung zum Debüt: bloß mit mehr 1970er- und 1980er-Referenzen sowie dem bombastischen Broken-Bells-Cover The High Road. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 30.7.2014)