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Sich am Feindbild Chef abarbeiten kommt immer gut und hat hohe Aufmerksamkeitswerte. Klaus Schuster macht das ausführlich in seinem jüngsten Buch "Manager-Krankheiten - von A wie Alphatier-Tollwut bis Z wie Zampanitis". Die Einblicke hat er aus seiner Managerkarriere und anschließend seiner Tätigkeit als Berater, Trainer, Executive-Coach. Er hat eben schon an so manchem Krankenbett gestanden - im übertragenen Sinne.

Manager seien krank, das ahne auch der Laie. Es handle sich aber nicht um Magengeschwüre Tinnitus, Kreuzweh oder irgendetwas aus der stressbedingten Psychosomatik. Ganz im Gegenteil, solche Sachen seien jaVerdienstkreuze des Impression-Managements. Zitat: "Schau dir mal den Müller an, dieses Weichei! Hatte noch keinen einzigen Burnout und will schon bei Strategiefindung mitreden! Was für eine Anmaßung!"

Großer Anspruch

Bei Klaus Schuster geht es um die "wirklichen Krankheiten, mit denen Manager ihre Karriere und das Weltfinanzsystem, ihre Familien und Nationen, ihre Unternehmen, den Jahresbonus und sich selbst ruinieren..." Große Worte. Die muss der Autor auch finden, denn er hält das Management für "malader denn je". Und liefert in Buchform "alle Diagnosen, alle Therapien, die ganze Prävention, die komplette Immunisierung."

Na dann. Auf in die Kostprobe. Rein in den Buchstaben B - Bläh-Ego und Besserwisseritis übersprungen, gleich zum Bulldozer-Syndrom: Wer rauen Ton, Entscheidungen über alle Köpfe hinweg, nicht zu schätzen weiß, die hält der/die Bulldozer für "not tough enough for business". Verbalinjurien werden solcherart gerechtfertigt, übergriffiges, beleidigendes und ehrenrühriges Verhalten wird als Kultur etabliert. Man muss eben auch was einstecken können, denn - frei nach Harry Truman: "If you can´t stand the heat, get out of the kitchen."

Jobs für Berater

Die Therapie? Schuster berichtet aus seiner Tätigkeit: Immer wieder am Beginn von Meetings die Regeln klar machen: "Wir regieren keinem rein. Wir fragen an. Wir bitten um die Meinung. Wir machen Vorschläge...". Das dauert, komme schließlich aber an.

Gleich zum C wie Cäsaren-Wahn. Die tiefere Ursache ist natürlich Angst vor Kontrollverlust. Angeblich DIE Berufskrankheit im Management schlechthin, weil so hoch ansteckend. Wer auch nur eine Woche das Kommando hat, der ist infiziert. Also lieber gleich prophylaktische Selbstimmunisierung. Das Mantra dazu: "Die Leute sind immer empfindlicher, als du annimmst." Oder: "Ein Großer, der einem Kleinen keinen Respekt zeigt, ist nicht wirklich groß." Woran erfolgreiche Immunisierung zu erkennen sei? Manager ohne Cäsaren-Wahn sagen immer bitte und danke.

Kreativkreation

Schnell zum D, da gibt es ein neues Wort: Dynaxität. Das sei eigentlich keine Krankheit, sondern das neueste Modewort im Management - also doch wieder ein bisschen krank. Es handelt sich um ein Kompositum aus Dynamik und Komplexität. Heißt also: immer ultraschnell und dafür aber superkompliziert unterwegs sein. Tut der Umwelt in der Firma und zuhause bekanntlich besonders wohl...

Schuster hat sich entlang des Alphabets viel überlegt, gibt Tipps für den Umgang mit solchen Symptomen und offeriert Prophylaxe sowie Selbstheilung. Er kenne zwei Drittel seines Krankheitenregisters aus Eigenerfahrung. Die Malaisen seien auch nicht schlimm, beruhigt er zum Schluss - außer es geselle sich Verdrängeritis und Verleugneritis dazu. Also: Selbsterkenntnis als erster Schritt auf dem Weg zur Besserung. ((derStandard.at, 29.07.2014)

Klaus Schuster: Manager-Krankheiten. Von A wie Alphatier-Tollwut bis Z wie Zampanitis. Redline Verlag 2014.