Pizzeria Anarchia.

Foto: Christian Fischer Fotografie

50 Punks werden von einem Spekulanten in ein Haus in der Wiener Leopoldstadt gesetzt, um die alten Mieter hinauszuekeln. Die Punks einigen sich mit den Altmietern auf ein friedliches Nebeneinander. Der Mietvertrag läuft aus. Nun wird das Haus per Gerichtsbeschluss geräumt. Den 50 Punks stehen laut den Mittagsnachrichten auf Radio Wien am Montag 1700 Polizisten gegenüber. Auch ein Panzerwagen und Helikopter gelangen zum Einsatz.

Die Besetzer werfen angeblich mit Eiern, Plastikflaschen und Bierdosen und haben sich mit Sperrmüll und hinter verschweißten Türen verbarrikadiert. 1700 Polizisten, so viel Exekutive benötigt man normalerweise, wenn der US-Präsident in Schwechat zwischenlandet oder Österreich ein Freundschaftsspiel gegen Deutschland bestreitet. 1700 Polizisten gegen 50 Hundepunks - das ist mächtig viel. Stunden nachdem der Einsatz in der Früh begonnen hat, ist dies der "ZiB" um 13 Uhr geschlagene 15 Minuten lang nicht eine Kurzmeldung wert. Dafür gibt es Überschwemmungen in China, in Österreich läuft die Integration immer besser (echt?!), und der Börse in Frankfurt geht es gut.

Zur selben Zeit quellen die Social Media über. Auf der Facebook-Seite der "ZiB" ist der aktuellste Beitrag am Montag um 13 Uhr 19 Stunden alt: "Der vergangene Juni war im weltweiten Durchschnitt der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880."

Nachdem sich Moderator Stefan Gehrer um 13.15 Uhr verabschiedet hat, folgt ein Bericht über die Hausräumung anschließend in "Heute Mittag". Die hat entschieden weniger Seher als die "ZiB". Auch die Zahl der Polizisten ist gesunken. Man spricht von "hunderten Beamten". Alles ist gut. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 29.7.2014)