Der Alchimist ist ein Roman von Paulo Coelho, für den man das Wort "zauberhaft" erfinden müsste, wenn es das nicht schon gäbe.

Es ist dies jene Sorte Buch, das Literatursnobs nicht mit der langen Stange angreifen würden, dafür aber liebt es ein Millionenpublikum genügsamer Werktätiger, das sich am Feierabend nicht auch noch mit David Foster Wallace abrackern will.

Da hört man lieber Coelhos Botschaft, dass einem im Leben viel Schönes entgegenkommt, wenn man offenen Herzens und reinen Gemütes ist. Leider gab es laut Wikipedia um den Alchimisten auch Unschönes: 2005 beklagte sich Coelho bitter, dass Warner Brothers das Buch nicht ums Verrecken verfilmen wolle, wodurch ihm eine Million Dollar durch die Lappen ging.

Immerhin ist Coelho ein anderer Fan geblieben, H.-C. Strache nämlich, der auch dieses Jahr, wie schon im Standard- Sommergespräch 2013, verriet, dass er im Moment gerade sein Lieblingsbuch lese: den Alchimisten.

Fragt sich nur, was den brasilianischen Weisheitslehrer und den dauerurlaubenden Penthausfreiheitlichen so eng verbindet. Wohl die tiefe spirituelle Einsicht, dass man neben der Mehrung seiner Anhängerschaft auch stets seinen persönlichen finanziellen Vorteil im Auge haben muss. Wie gut die Blauen das können, haben sie ja von 2000 bis 2006 bewiesen. (Christoph Winder, DER STANDARD, 29.7.2014)