Rom - Wie viel ist eine Unterschrift wert? Im Fall von Italien über 50 Millionen Euro. Sollte Italien nicht endlich die von der EU bereitgestellten Gelder zur Rettung Pompejis nutzen, dann werden sie gnadenlos gestrichen beziehungsweise zurückgefordert. Das ist der Sinn des Aktionsplans, den der italienische Kulturminister Dario Franceschini jüngst gemeinsam mit EU-Regionalkommissar Johannes Hahn in Pompeji unterzeichnete. Die Arbeiten in der Unesco-Welterbestätte sollen dank dieser neuen Marschtabelle beschleunigt werden, die sich Rom verpflichtet hat einzuhalten.

Zum Geldausgeben angehalten zu werden mag paradox erscheinen. De facto ist von den für das Großprojekt Pompeji bereitgestellten 105 Millionen Euro - von denen 75 Prozent aus dem Regionalentwicklungsfonds der EU kommen - bisher nicht einmal ein Viertel einzelnen Sanierungsprojekten zugewiesen, geschweige denn ausgegeben worden. Von den 24 geplanten Projekten, die 2012 auf die Liste der dringenden Maßnahmen gesetzt wurden, sind nur drei bisher durchgeführt worden. Weitere zwölf sind zum Teil ausgeschrieben, zum Teil in Angriff genommen worden.

Prüfungsverfahren

Die verbleibenden neun harren der Dinge, die da kommen. Und das soll nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern gesteuert und überprüft werden. Italien versprach nicht nur, bis Jahresende den aufgewendeten Betrag zu verdoppeln, sondern auch, die Verwendung der Gelder ab Dezember alle vier Monate von einer gemeinsamen Kommission überprüfen zu lassen. Die EU wird Mittel, die bis Ende 2015 nicht beansprucht werden, wieder zurückfordern.

Der neue Marshallplan kommt Kulturminister Franceschini nicht ungelegen. Just am 16. Juli legte er den zweiten Teil seines Reformpakets für das Kulturministerium vor. Der Grundtenor ist: Gerettet wird, was sich auszahlt, nämlich das Kulturgut, das potenzielle Nutznießer hat und dank der Nachfrage die Kasse klingeln lässt. Das Aschenputtel, der Tourismus, der erst seit 2013 dem Kulturministerium untersteht, mausert sich und erobert die Rangliste der Prioritäten. Das Nachsehen hat die Pflege von Kulturgut, das nicht im Rampenlicht steht. Pompeji zieht mit rund 2,4 Millionen Besuchern im Jahr das große Los. (Eva Clausen, DER STANDARD, 28.7.2014)