(Im Bühnenvordergrund ein aufstrebender junger Autor und eine ebensolche Autorin. Im Hintergrund geschäftiges Treiben.)

DER AUTOR (zeigt in die Menge): Schau, die Lewitscharoff. Hat die ein neues Buch?

DIE AUTORIN: Gut möglich. Ich bewundere diese Frau. Wie sie die kompliziertesten philosophischen Themen angeht, aber nicht so bedeutungsschwer aufgeblasen, sondern verschmitzt, mit einem Augenzwinkern, großartig.

DER AUTOR: Und mit der sie redet, ist die Petrowskaja, oder? Also, die verehre ich. Vielleicht Esther, sensationell. Ich meine, da geht's um Themen wie Massenvernichtung und all das, aber endlich einmal nicht mit diesem Bierernst, diesen ständigen Schuldzuweisungen, sondern leichtfüßig, mit einem Augenzwinkern.

DIE AUTORIN: Also, was das betrifft, ist der Stanisic mein Favorit. Wie er in Wie der Soldat das Grammofon repariert so ein ernstes Thema wie den Tod des Großvaters mit diesem gewissen ironischen Augenzwinkern beschreibt, das sucht in der deutschen Literatur seinesgleichen.

DER AUTOR: Stimmt. Aber er hat natürlich einen Herkunftsvorteil. Bosnien, das ist eine andere Welt. Diese Armut, unvorstellbar. Ich kenne das ein bisschen, ich war unlängst zu Lesungen in Moldawien eingeladen, da ist es ja ähnlich. Und doch diese Daseinsleichtigkeit, diese Grundheiterkeit! Ich beschreibe das eh in meinem neuen Roman, in dem Kapitel mit der Jüdin aus Chisinau, deren ganze Familie von den Nazis ermordet worden ist und die später von den Russen zur Prostitution gezwungen wird.

DIE AUTORIN: Eh mit einem Augenzwinkern?

DER AUTOR: Mit einem Augenzwinkern, klar.

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD, 26./27.7.2014)