Expertisen in Ehren - aber man kann jemanden durch allzu intensive Betreuung auch ins soziale Abseits befördern: Die jüngsten Ratschläge, die der Integrationsminister aus seinem Kreis an Fachleuten herauszuhören vermeint, wie man soeben zugewanderten Kindern am besten rasch Deutsch beibringt, wären in der Praxis eine gefährliche Gratwanderung. Knirpse im Vorschulalter, die die hiesige Sprache nicht beherrschen, in Extra-Kindergartengruppen zusammenfassen. Dazu ältere Migrantenkids - eh möglichst kurz! - in eigene Sprachklassen stecken, bevor sie zum regulären Unterricht zugelassen werden.

Abgesehen davon, dass sich die ersten Beiratsexperten bereits falsch ausgelegt fühlen, weiß jedes Kind, was ein separierter Unterricht viel eher fördern würde: Hänseleien zwischen angeblichen Deutschkönnern und sprachlichen Underdogs ("Ich mach dich Kickbox!"), feste Freundschaften zwischen den Parias an den Schulen, die sich in den Pausen erst recht lieber in ihrer Herkunftssprache verständigen. So schafft man ein hochexplosives Zweiklassensystem, an das sich allesamt ein Leben lang gern erinnern werden.

Wozu sollten spielende Kindergartenkinder von Gleichaltrigen getrennt werden? Und was hat das Erlernen von Mathematik, Werken, Turnen, Zeichnen mit gutem Deutsch zu tun? Die Lösung für das Problem kann nur Zusatzförderung im und nach dem Unterricht sein - schreibt eine, die das einst selbst passiv wie aktiv genossen hat. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 26.7.2014)