Was für eine Schlappe für die österreichische Kultur! Der Rechnungshof, eine bekannt gröscherlfuchserische, knickrige und humorlose Institution, regt sich mörderisch darüber auf, dass sich weder die Bundestheater-Holding noch die Bundestheater selbst einen Pfifferling darum scheren, wie viel Steuerzahlerknete für das nationale Kultur geschehen zum Fenster hinausgeworfen wird. Na und?

Schließlich weiß jedermann, dass es in einer Kulturnation wie der unseren nichts Geileres gibt und geben kann, als einer der großen Kulturinstitutionen des Landes auf einem Parteiticket vorzustehen. Siebter Himmel! Eldorado! Shangri-La! Sich für das, was man vertragsgemäß eh tun muss, noch ein paar extra fette Boni draufpacken lassen! Dinieren statt kontrollieren! Money for nothing and the chicks for free! Wenn einer glaubt, dass Led Zeppelin und AC/DC der Inbegriff von Rock ’n’ Roll sind, dann hat er noch keinen Chef der österreichischen Bundes theater-Holding kennengelernt.

Leider hat der Herr Kulturminister nun in einer Art von spießigem Backlash just den Vorarlberger Ex-Festspielpräsidenten Günter Rhomberg zum Nachfolger von Georg Springer bestellt. "Vorarlberg"! Wie das schon klingt! Viel mehr nach kleinkrämerischem Biedersinn und buchhalterischer Pedanterie als nach jener barocken, einer überzeugten Scheißmirnix-Haltung entspringenden Repräsentationslust, nach der es uns in Ostösterreich so intensiv gelüstet.

Daher die dringende Forderung des Krisenkolumnisten: Neben Rhomberg muss auf der Stelle als Gegengewicht Karl-Heinz Grasser Kulturminister werden, die extrascharfe kärntnerisch-capriotische Föhnwelle also, die noch nie dafür bekannt war, auch nur einen Deut auf österreichisches Steuergeld zu geben. Wenn einer geeignet wäre, die Protzlust der Kulturnation glaubwürdig und gamsig zugleich zu verkörpern, ist es unser ehemaliger Finanzminister.

Der einzige Punkt, der gegen Karl-Heinz Grasser als neuer nationaler Kulturchef spricht: Er kränkelt leicht. Aber er soll einfach noch ein paar Wochen lang ordentlich unter der italienischen Mittelmeersonne ausspannen, dann wird auch die Rückfallgefahr wegen seiner Lungenentzündung gebannt sein. Nur die Eröffnungsrede zu den nächsten Salzburger Festspielen sollte er halt nicht unbedingt mit blanken Nippeln halten. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 26./27.7.2014)