Der US-Onlinehändler Amazon nimmt wegen kräftiger Investitionen in neue Geschäftsbereiche einen drastischen Verlustanstieg in Kauf und verschreckt damit die Anleger. Der Konzern schrieb im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 126 Millionen Dollar (93,5 Mio. Euro) - fast doppelt so viel wie von Analysten erwartet.

Wachstum

Zwar stieg der Umsatz erneut um fast ein Viertel auf rund 19,4 Milliarden Dollar und Finanzchef Tom Szkutak erklärte, die hohen Investitionen würden sich langfristig auszahlen. Investoren trennten sich dennoch in Scharen von ihren Aktien, der Amazon-Kurs fiel nachbörslich um rund zehn Prozent.

Dabei sind hohe Investitionen bei Amazon nichts Neues. Firmengründer Jeff Bezos steckt viel Geld in neue Produkte rund um das Kindle-Tablet und Datendienste, entwickelt inzwischen eigene Fernsehshows und Videospiele. Außerdem ist Bezos mit dem Handy "Fire" ins Smartphone-Geschäft eingestiegen, mit dem er vor allem Apple und Samsung angreifen will. Dazu kommen viele Milliarden Dollar an Ausgaben für den Ausbau von Logistikzentren.

Unterschiede

Der Fehlbetrag von 126 Millionen Dollar im zweiten Quartal bedeutete pro Aktie einen Verlust von 27 Cent. Analysten hatten mit lediglich 15 Cent gerechnet. Zudem kündigte Amazon am Donnerstag für das laufende Quartal einen operativen Verlust zwischen 410 und 810 Millionen Dollar an - im dritten Quartal 2013 hatte das Minus lediglich 25 Millionen Dollar betragen.

Anleger haben den Kurs lange mitgetragen, zuletzt verloren einige aber offenbar die Geduld. Denn während die US-Börsen in diesem Jahr von Rekord zu Rekord eilten, ging es für die Amazon-Aktie seit Jahresbeginn um zehn Prozent bergab. Dazu kommt nun der Kursrutsch vom Donnerstag von ebenfalls zehn Prozent.

Konkurrenz

Auf seinem Heimatmarkt hat Amazon inzwischen schlagkräftige Konkurrenz aus Asien. Chinas führenderOnline-Händler Alibaba will Amazon und auch eBay mit einem eigenen US-Internet-Auftritt angreifen. Der Konzern will damit auch seine Position vor seinem Mega-Börsengang in den USA festigen, bei dem der Alibaba mit bis zu 150 Milliarden Dollar bewertet werden könnte.

In Deutschland liegt Amazon mit der Gewerkschaft Verdi im Streit. Immer wieder gibt es Streiks in Amazon-Verteilzentren. Verdi fordert höhere Löhne sowie tarifliche Regelungen wie im Einzel- und Versandhandel. Amazon nimmt als Maßstab indes die Logistikbranche, in der weniger gezahlt wird. (APA, 25.7.2014)