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US-Außenminister Kerry versucht zu vermitteln - bisher erfolglos.

Foto: REUTERS/Gonzalo Fuentes

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Jerusalem/Gaza/Brüssel - Im Gaza-Konflikt sollen seit 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) die Waffen schweigen. Das israelische Militär hatte am frühen Samstagmorgen mitgeteilt, dass es eine zwölfstündige humanitäre Waffenruhe geben solle. Die radikalislamische Hamas bestätigte die Feuerpause. Zunächst war unklar, ob diese von beiden Seiten eingehalten wird.

Kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe wurden nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste bei einem israelischen Artillerieangriff auf ein Wohnhaus in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen mindestens 16 Menschen getötet und 12 verletzt.

Mit Lebensmitteln und Wasser versorgen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe die Waffenpause US-Außenminister John Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zugesagt, sagte ein hoher israelischer Beamter der Zeitung Haaretz am Abend zuvor. Die Zivilbevölkerung solle sich mit Lebensmitteln und Wasser versorgen können. Krankenhäuser sollten ihre Vorräte an Medikamenten aufstocken und internationale Hilfsorganisationen humanitäre Hilfe leisten können.

Die israelische Armee setzt in dieser Zeit nach eigenen Angaben allerdings das Lokalisieren und Zerstören von Tunneln der Hamas im Gazastreifen fort.

Das israelische Sicherheitskabinett hat am Freitag laut israelischen Medienberichten zuerst einstimmig eine von US-Außenminister John Kerry vorgeschlagene Waffenruhe abgelehnt, aber danach laut AFP eine 12-stündige Kampfpause ab Samstagmorgen akzeptiert.

Kerry legte laut Haaretz einen Plan vor, dem zufolge mit Einstellung der Kämpfe von Sonntag an unter ägyptischer Vermittlung Gespräche stattfinden sollen. Die New York Times berichtete von einem Zwei-Stufen-Plan, wonach zuerst die Waffen schweigen und erst dann Gespräche folgen sollen.

Außenminister fordern Verlängerung von Waffenruhe

Die Außenminister der USA, mehrerer europäischer Länder sowie Katars haben eine Ausweitung der 12-stündigen Feuerpause im Gazastreifen gefordert. "Wir rufen alle Parteien auf, die humanitäre Waffenruhe zu verlängern", sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Samstag nach Beratungen mit seinen Kollegen in Paris. "Wir wollen alle so schnell wie möglich einen dauerhaften Waffenstillstand erreichen", betonte Fabius.

Die Außenminister waren nur wenige Stunden nach Inkrafttreten der 12-stündigen Feuerpause am Samstag in Paris zusammengekommen, um über die Lage im Gazastreifen zu beraten. An den Gesprächen in der französischen Hauptstadt nahmen neben Fabius auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sein US-Kollege John Kerry sowie die Ressortchefs Großbritanniens, Italiens, Katars und der Türkei teil. Der Generalsekretär des Auswärtigen Dienstes der EU, Pierre Vimont, vertrat die aus familiären Gründen verhinderte EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.

"Unantastbarkeit" von Uno-Einrichtungen

Nach dem Beschuss einer von der Uno betriebenen Schule im Gazastreifen hat die EU eine "sofortige und gründliche" Untersuchung gefordert. "Wir sind extrem besorgt", sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Freitag in Brüssel. Sie rief beide Konfliktparteien auf, die "Unantastbarkeit" von Uno-Einrichtungen zu respektieren.

Beim Granatenangriff auf die Schule wurden laut Palästinensern am Donnerstag mindestens 15 Menschen getötet. In dem Gebäude hatten der Uno-Flüchtlingsmission UNRWA zufolge zahlreiche Palästinenser Zuflucht vor israelischen Angriffen gesucht. Doch auch die Raketenabschüsse der Hamas Richtung Israel wurden nicht beendet. Ab Sonntag will die AUA jedoch Tel Aviv wieder anfliegen.

Erdogans Hitler-Vergleiche

Der türkische Premier Tayyip Erdogan lässt derzeit kaum einen Tag ohne Ausfälle in Richtung Jerusalem vergehen: In einem CNN-Interview bezeichnete er Israel am Freitag als "Terrorstaat" und bekräftigte seine jüngsten Hitler-Vergleiche: "Ich stehe voll zu meinen Aussagen." Die türkische Botschaft in Wien reagierte hingegen in einer Aussendung mit "Staunen" darauf, dass Medien die offizielle Türkei mit Antisemitismus in Verbindung bringen. (APA/red, DER STANDARD/derStandard.at, 26./27.7.2014)