Rote Leuchtschriften vor dem und am Monument erinnern an Faschismus und Nazi- Besetzung. In der Krypta wurde ein Museum eingerichtet.

Foto: Lissi Mair

Es ist in Marmor gekleideter Größenwahn. Über Jahrzehnte entzweite das faschistische Siegesdenkmal in Bozen Südtirols Sprachgruppen und Parteien. Über Jahrzehnte war es Ziel von Aufmärschen, Kundgebungen, Kranzniederlegungen, Anschlägen und patriotischen Brandreden. Forderten die einen den Abriss des aufdringlichen Monuments, blieb es für die anderen als Symbol der Zugehörigkeit Südtirols zu Italien unantastbar.

Lieblingsarchitekt Mussolinis

Das Denkmal, das auf 18 gigantischen Liktorenbündeln aus weißem Marmor ruht, wurde auf ausdrücklichen Wunsch Benito Mussolinis von dessen Lieblingsarchitekt Marcello Piacentini errichtet und 1928 in Anwesenheit des Königs eingeweiht. In der damaligen Kleinstadt Bozen war es als Zentrum des neuen, italienischen Bolzano konzipiert. Wenige Bauten verkörpern den Geist des faschistischen Eroberungs- und Herrschaftswillens so perfekt wie das Siegesdenkmal mit kolonialistischer Aufschrift: "Hier sind die Grenzen des Vaterlands. Von hier aus haben wir die anderen Sprache, Gesetze und Künste gelehrt."

Doch nach endlosem Tauziehen kam diese Woche der Wendepunkt: In der Krypta unter dem Denkmal eröffneten Italiens Kulturminister, Südtirols Landeshauptmann und Bozens Bürgermeister ein Museum, das besonders den italienischen Faschismus und die Zeit der nationalistischen Besetzung thematisiert.

Beispielhaftes Museum

Die auch ästhetisch hervorragend gestaltete Dokumentationsausstellung ist das Werk einer von Staat, Land und Gemeinde ernannten Historikerkommission, die in zwei Jahren in absoluter Diskretion fast ein kleines Wunder vollbracht und ein beispielhaftes Museum geschaffen hat, mit dem das ethnische Streitobjekt endgültig entschärft wird.

Der Historiker Hannes Obermair spricht von einem "Erinnerungsort europäischen Formats" und hofft auf Aufarbeitung auch in den Nachbarregionen: "In Italien ist diesbezüglich nicht viel geschehen, und in Österreich schaut es nicht besser aus."

Rechte protestiert

In nur zwei Tagen drängten 4000 Besucher in das Museum. Nur die Rechte beider Sprachgruppen reagiert ungehalten, dass man sie ihres Lieblingsspielzeugs beraubt hat. Die Freiheitlichen fordern den Abbruch des Denkmals und protestieren gegen "das in den Keller verbannte Museum" . Die italienische Rechte empört sich über einen "entstellenden" Ring mit Leuchtschrift an einer Säule.

Obermairs Replik: "Der Widerstand der Rechten ist eine Bestätigung dafür, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben." (Gerhard Mumelter aus Bozen, DER STANDARD, 25.7.2014)