Die gute Nachricht: Die Eurozone ist nach der aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds nicht mehr der Bremsklotz der Weltwirtschaft. Die schlechte: Das liegt weniger an einem starken Aufschwung in Europa als an der konjunkturellen Schwäche in anderen Weltregionen.

Die USA wachsen zwar immer noch schneller als die meisten anderen Industriestaaten, aber die Dynamik hat trotz anhaltender Niedrigzinspolitik der Federal Reserve deutlich abgenommen. Die japanische Wirtschaft dümpelt weiterhin dahin, und die Schwellenländer geben ein höchst gemischtes Bild - von einem krisengeschüttelten Russland zu einem stetig wachsenden China bis zu einem Indien, das wieder zu alter Stärke zurückkehrt.

Doch gerade in den Schwellenländern sind die Risiken hoch und die Prognosen schwierig. In China hängen eine Immobilienblase und faule Kredite in staatlichen Banken wie ein Damoklesschwert über allen Voraussagen. Und wenn, vielleicht früher als noch zuletzt erwartet, die Leitzinsen in den USA wieder allmählich steigen, dann droht erneut ein Kapitalabfluss aus Brasilien, Indonesien, der Türkei und anderen fragileren Volkswirtschaften.

Das Hauptrisiko für die Weltwirtschaft ist nicht der große Crash, sondern eine lange Phase eines viel langsameren Wachstums. Aber auch dieses Szenario wäre für Milliarden von Menschen sehr schmerzhaft. (Eric Frey, DER STANDARD, 25.7.2014)