Wikingerjungmann Hicks auf seinem Drachen Ohnezahn: "Drachenzähmen leicht gemacht 2" erfüllt die Erwartungen.

Foto: Dreamworks

Wien - Wie der Farbfilm das zauberhafte Land Oz brauchte, um zu zeigen, was in ihm steckt, so dürstet das 3-D-Kino nach Flugeinlagen. Und was steckt einen Flug per Raumschiff oder Besen lockerer in die Tasche als ein Ritt auf einem Drachenrücken? Eben. Somit Vorhang auf für Drachenzähmen leicht gemacht 2, den nach seiner Premiere in Cannes bereits hymnisch abgefeierten Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks.

Tatsächlich muss man sich vom etwas ungelenken Titel der Reihe, die auf den Büchern der britischen Autorin Cressida Cowell basiert, nicht abschrecken lassen. Denn auch neben Flugeinlagen mit Drachen und Wingsuits sowie anderen Augenzuckerln ist Drehbuchautor und Regisseur Dean DeBlois überaus ambitioniert zu Werke geschritten und lässt vor einem epischen Schlachtenhintergrund große Fragen der Wikingerexistenz zu verhandeln.

Fünf Jahre sind seit dem ersten Teil vergangen, in dem Hicks, Sohn des Häuptlings Haudrauf, dafür sorgte, dass die rauen Nordmänner Drachen nicht mehr bekämpfen, sondern auf diesen reiten. Inzwischen ist Hicks zu einem jungen Mann herangewachsen, doch nicht nur äußerlich erinnert er mehr an einen Motocrossfahrer. Statt sich auf seine Zukunft als Häuptling vorzubereiten, fetzt er lieber mit seinem Drachen Ohnezahn durch die Wolken. Als jedoch der belligerente Drachenjäger Drago auftaucht, muss Hicks schneller als vermutet für Wikinger und Flugechsen Verantwortung übernehmen.

Diese Coming-of-Age-Geschichte wird äußerst vielschichtig durchdekliniert. Hicks erschließen sich neue Zweige seines Stammbaums, während andere für immer gekappt werden. Ja, in Drachenzähmen 2 wird auch gestorben, und das mit durchaus nüchterner Brutalität. Klassisch rührende Szenen um Liebe, Verlust und Wiedersehen gibt es freilich auch, immer wieder kleine Gags sowieso. Das größte Atout des Films wäre jedoch eindeutig Hicks' Drache Ohnezahn, der das Beste von Hund, Katze, Hai und dem Disney-Außerirdischen Stitch in seiner schwarzen Gestalt vereint. Leider lässt die überpralle Geschichte vergleichsweise wenig Raum für die Beziehung zwischen Haustier und Herrchen.

Die übrigen Drachen wirken - abgesehen von zwei besonders mächtigen Exemplaren - mit ihren überzeichneten Proportionen eher komisch, in Summe erlauben sie dennoch auch Überwältigungskino à la Avatar. Wenn sie sich unter dem Kommando des finsteren Drago, der Tom Araya, dem Sänger der Metal-Band Slayer, wie aus dem Gesicht gerendert ist, zum Sturm auf die Wikinger sammeln, ist das kein Kindergeburtstag, sondern ein durchaus bedrohliches Szenario. Das traditionelle Happy End muss natürlich trotzdem sein, steht der dritte Teil doch schon auf der Startbahn. (Dorian Waller, DER STANDARD, 25.7.2014)