Lissabon - Das Oberhaupt der finanziell angeschlagenen portugiesischen Bankiersfamilie Espirito Santo ist im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung festgenommen worden. Ricardo Espirito Santo Salgado sollte noch am Donnerstag einem Richter vorgeführt werden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Festnahme des früheren Chefs der Banco Espirito Santo hängt demnach mit Ermittlungen zusammen, die schon länger laufen. Der 70-Jährige hatte dafür freiwillig als Zeuge ausgesagt. Im vergangenen Jahr erklärte der Manager, er habe immer seine Steuern bezahlt und werde nicht als Verdächtiger geführt.

Unabhängige Manager

Ob die Festnahme mit den jüngsten Geldproblemen seiner Familie zusammenhängen, war zunächst unklar. Die Espirito Santos stehen unter Druck, weil bei einer Überprüfung einer Holdinggesellschaft Unregelmäßigkeiten gefunden wurden. Die in Luxemburg ansässige ESI hat wie die Tochtergesellschaft Rioforte Gläubigerschutz beantragt.

Vertreter der Familie und der Bank waren zunächst nicht für Stellungnahmen erreichbar. Die Familie verlor im Juni die Kontrolle über die Banco Espirito Santo, als das Geldinstitut neue Aktien ausgab, um sein Kapitalpolster zu stärken. Später wurden unabhängige Manager eingesetzt. Die Familie ist aber nach wie vor der größte Einzelaktionär.

Früherer Zentralbanker

Salgado, Patriarch der Familie Espirito Santo, hatte der gleichnamigen größten Privatbank des Landes 23 Jahre lang vorgestanden. Er war am 20. Juni auf Druck der portugiesischen Zentralbank zurückgetreten, nachdem Unregelmäßigkeiten bei der Dach-Holding des Familienimperiums, der Espirito Santo International (ESI), bekannt geworden waren. Sie soll Verluste in Höhe von 1,3 Mrd. Euro verschleiert haben. Am 14. Juli wurde der renommierte Ökonom und frühere Zentralbanker Vitor Bento zum neuen Chef der BES ernannt.

Die Enthüllungen rund um das Familienimperium Espirito Santo lösten in Portugal Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der BES aus. Portugal war eines der durch die Eurokrise am härtesten betroffenen Länder und flüchtete unter den Euro-Rettungsschirm. Der Hilfsplan endete erst Mitte Mai. Die Zentralbank ist jedoch zuversichtlich, dass die Anteilseigner der Bank im Ernstfall einspringen könnten. (APA, 24.7.2014)