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Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden: Besorgt über neue Hetze.

Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Palästinensische Fahnen gehören in diesen Tagen zum Berliner Straßenbild. Bei der Kundgebung gegen den israelischen Angriff auf Gaza, die am Dienstag auf dem zentralen Potsdamer Platz stattfand, hörte man jedoch keine ausdrücklich antisemitischen Parolen. In den Tagen zuvor war das teilweise anders.

Da riefen Demonstranten auf dem Kurfürstendamm: "Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein." Vergangenes Wochenende mussten Polizisten israelische Touristen schützen, die aus einer Protestveranstaltung heraus bedroht wurden.

Ausschreitungen auch in Essen

Auch in anderen Städten kam es zu Eklats. Etwa in Essen im Ruhrgebiet am Freitag: Nach einer Kundgebung wurden Flaschen auf Pro-Israel-Aktivisten geworfen. Aktuell gehen solche Übergriffe häufig von jungen Demonstranten aus - in Deutschland geborenen Kindern von Flüchtlingen aus Palästina, dem Libanon und anderen arabischen Staaten.

"Niemals im Leben hätte ich mir vorgestellt, dass wir so eine Hetze gegen Juden in Deutschland wieder hören könnten", kommentierte Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden. "Antisemitismus darf in Deutschland nie wieder eine Bühne bekommen", sagte Justizminister Heiko Maas (SPD). Weil sie gegen die antisemitischen Äußerungen nicht einschritt, steht die Berliner Polizei in der Kritik. Bei den für Freitag geplanten neuen Anti- und Pro-Israel-Kundgebungen will sie besser aufpassen. (Hannes Koch aus Berlin, DER STANDARD, 24.7.2014)