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Netflix-Gründer Reed Hastings bringt sein Unternehmen im September nach Österreich - er selbst wollte einst Künstler werden

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Die Idee, die Reed Hastings später zum Milliardär machen sollte, kam ihm 1997 auf dem Weg ins Fitnessstudio. Er hatte gerade eine Mahnung seiner Videothek erhalten, weil er sich Apollo 13 ausgeliehen und sämtliche Mahnfristen überschritten hatte. "Fitnessstudios haben ein viel besseres Geschäftsmodell", ärgerte sich Hastings, "der Kunde kann dort selbst entscheiden, wann, wie viel und wie lange er trainiert". Warum sollte das nicht auch bei Filmen funktionieren, dachte Hastings weiter - und beschloss, eine Abo-Videothek zu gründen. Heute hat Netflix über 50 Millionen Kunden, vor allem da man schnell Videostreaming per Internet integrierte. Hastings gilt sogar im Silicon Valley als Visionär, wird Aufsichtsrat bei Microsoft und Facebook.

Mathelehrer in Afrika

Bis er mit Netflix seine Bestimmung findet, liegt allerdings ein steiniger und verschlungener Weg vor dem 1960 in Boston geborenen Hastings: Zuerst möchte er Kunst studieren, dann doch Mathematik. Er bewirbt sich bei den US-Marines, absolviert ein zweijähriges Training. Der militärische Umgangston sagt ihm nicht zu, Hastings verlässt die Navy. Er engagiert sich beim Friedenskorps und landet in Afrika, wo er zwei Jahre lang Mathematik unterrichtet. Dort lernt er, auf eigenen Füßen zu stehen, später sagt er: "Wenn du mit zehn Dollar durch Afrika reist, hast du keine Angst mehr, ein Unternehmen zu gründen." 1991 ist es so weit: Nach einem Informatikstudium in Stanford gründet er Pure Software, das Unternehmen untersucht Programme auf Fehler. Ein Erfolg: Bald steigt die Zahl der Mitarbeiter auf 640.

Unter Druck

Doch Hastings wird die Verantwortung zu viel: Er fühlt sich unter Druck, möchte umsatteln, reicht zweimal seine Kündigung ein. Nach einer Fusion mit einem Konkurrenzunternehmen tritt er 1997 als Firmenchef zurück - und hat keinen Plan, was er künftig machen soll. Bis ihn besagte Mahnung seiner Videothek erreicht: Mit seinem schon statthaften Vermögen gründet Hasting Netflix, wo er auch im Management alles anders machen möchte.

Visionär

Heute gilt sein Ansatz als visionär: Mitarbeiter haben unendlich Urlaub und sollen selbstständig arbeiten. Unabhängigkeit steht über Kontrolle. FürNetflix-Kunden, zu denen also ab September auch Österreicher werden können, gilt dieses Credo genauso: Sie sollen eben selbst bestimmen, wann sie welche Inhalte wo konsumieren - und sich ihr Programm nicht von einem Fernsehsender diktieren lassen. (Fabian Schmid, DERSTANDARD, 24.7.2014)