Die russischen Separatisten in der Ostukraine haben nur rund 200 der rund 300 Toten der abgeschossenen Maschine freigegeben. Möglich sind Vertuschungsversuche (identifizierbare Raketensplitter), schlichte Inkompetenz oder beides. Wer die Bilder von der Soldateska auf dem Leichenfeld gesehen hat, die Zigarette in der einen, das Spielzeug eines toten Kindes in der anderen Hand, neigt zur Version II.

Version I scheint hingegen plausibler, wenn man sich die militärisch-geheimdienstliche Führungsfigur der Separatisten ansieht: Dieser "Verteidigungsminister" der "Volksrepublik Donezk" namens "Igor Strelkow" heißt in Wahrheit Igor Wsewolodowitsch Girkin, ist russischer Staatsbürger und Oberst im russischen Militärgeheimdienst GRU (er selbst ordnet sich dem Inlandsgeheimdienst FSB zu). Er ist Spezialagent: Bosnien, Tschetschenien, Krim, jetzt Ostukraine. Dort beklagte er übrigens die mangelnde Bereitschaft der Ostukrainer, "russischen Boden" zu verteidigen. Nur 1000 Mann hätten sich gemeldet.

Auf seinem Blog bejubelte er zuerst den Abschuss, löschte dann den Eintrag, als sich herausstellte: Es war ein Zivilflugzeug. Jetzt verbreitete er eine Desinformazija-Theorie, die gewiss ihre Anhänger unter westlichen Verschwörungstheoretikern finden wird: Die Leichen seien seltsam "blutleer" gewesen und hätten nach Verwesung gerochen; der Flieger sei von vorneherein mit Toten besetzt gewesen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 24.7.2014)