Wien/Innsbruck - Der Klimawandel brachte für die arktischen Seen im Norden Kanadas
im letzten Jahrzehnt starke Veränderungen mit sich. Langzeitbeobachtungen österreichischer und kanadischer Forscher ergaben, dass sich die dort lebenden Seesaiblinge an die veränderten Bedingungen angepasst haben: Sie ernähren sich nun anders als noch vor zehn Jahren.

Seit 1997 untersuchen österreichische und kanadische Forscher unter der Leitung von Günter Köck (Akademie der Wissenschaften, ÖAW) in Seen um die Siedlung Resolute Bay die Anreicherung von Schwermetallen und organischen Schadstoffen sowie die Einflüsse von Klimaveränderungen auf Seesaiblinge in der kanadischen Arktis. Heuer geht das Projekt "High-Arctic" in die 18. Runde.

Weniger Quecksilber in den Fischen

"Wir können jetzt bestätigen, dass ungefähr seit 2005 in den meisten Seen, die wir untersuchen, die Quecksilberkonzentrationen in den Fischen abnehmen", so Köck, der am Sonntag wieder zu einer Expedition in die Arktis aufbricht. Wie es dazu kommt, sei noch nicht ganz klar, beobachteten Forscher doch immer wieder die zunehmende Anreicherung des Schwermetalls in der Nahrungskette in der Arktis.

"Wir wissen, dass die Temperaturen in den letzten Jahren sehr stark ansteigen", so der Zoologe. Ob aber die Temperatur einen direkten Einfluss auf die Konzentration in den Seen hat, könne man noch nicht genau sagen. Die Forscher vermuten stark, dass der Quecksilbergehalt von der Ernährung der Fische abhängt.

Umbrüche im Nahrungsspektrum

Der Großteil der Saiblinge lebt von den Larven von Zuckmücken, die um diese Zeit im See schlüpfen. Köck: "Es scheint so zu sein: Je mehr Larven zu Verfügung stehen, umso höher ist die Quecksilberkonzentration in den Fischen." Durch die eindeutig steigenden Temperaturen und die dadurch längeren eisfreien Zeiträume scheint sich nun aber das "gesamte Nahrungsspektrum" zu verschieben, so die Hypothese der Wissenschafter.

Seit einiger Zeit vermessen die Forscher die Seen zusätzlich mit einer ganzen Reihe an Sauerstoff- und Temperatursensoren. Neu sei, dass es dort offenbar zu Schichtungen von Wasser verschiedener Temperaturen kommt. Eine Schicht warmen Wassers gab es in diesen Breiten früher eigentlich nicht, erklärt Köck. Auch das könnte wiederum Einfluss auf die Schwermetallverteilung in den Seen haben. Eines sei jedenfalls klar: Selbst nach fast 20 Jahren der Untersuchung wisse man über viele Abläufe in den Seen immer noch nicht vollständig Bescheid, resümiert der Wissenschafter.

Neue Erkenntnisse erhoffen sich die Forscher auch von der heuer beginnenden Untersuchung zweier Seen auf Cape Bounty im südlichen Teil der Insel Melville Island. Während das Ökosystem des West Lake durch aufgrund von Klimaveränderungen erhöhtem Sedimenteintrag in den letzten Jahren stark verändert wurde, blieb der East Lake nahezu unbeeinflusst. (APA/red, derStandard.at, 27.07.2014)