Frankfurt - Die Goethe-Universität Frankfurt am Main sucht für eine psychologische Studie Teilnehmer, die unter chronischen Albträumen leiden. Als chronisch gelten diese, wenn sie innerhalb von sechs Monaten mindestens einmal pro Woche wiederkehren.

Im Laufe der Zeit können Albträume den Alltag beeinträchtigen: Der gestörte Schlaf macht unkonzentriert, Depressionen können auftreten, Ängste auch tagsüber das Leben belasten. Auslöser können zum Beispiel starker Stress, psychische Krankheiten oder traumatische Erlebnissen sein.

Merkmale von Albträumen

Angst ist ein charakteristisches Merkmal: Oft träumen die Betroffenen, ihr Leben sei bedroht, sie würden verfolgt oder aus größer Höhe in die Tiefe stürzen. Furcht, zur Zielscheibe von Spott zu werden, den Arbeitsplatz zu verlieren, einem Gefühl oder einer Situation ausgeliefert zu sein, lässt Menschen ebenfalls schlecht träumen. "Sie schrecken auf und spüren die körperlichen Folgen: Herzklopfen, Schwitzen, Zittern", beschreibt die Frankfurter Studienkoordinatorin Carolin Schmid die Symptome. Psychologen vermuten, dass Menschen, die häufig von Albträumen heimgesucht werden, Unangenehmes verdrängen: "Je mehr ich etwas unterdrücke, desto eher kommt es hoch“, so Schmid.

Ein anderes Kriterium für einen Albtraum ist die lebhafte Erinnerung an dessen Inhalt. Daran knüpft die Ende der 1980er Jahre ursprünglich zur Behandlung von Albträumen im Rahmen von Posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelte Imagery Rehearsal Therapy (IRT) an.

Psychologen der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Uni Frankfurt vergleichen jetzt in einer Studie zwei Behandlungsansätze. Bislang beteiligen sich daran 50 Patienten, 90 streben die Wissenschafter an - weitere Teilnehmer werden also noch gesucht.

Verändertes Drehbuch ...

Ergebnisse einer Pilotstudie stimmen die Frankfurter Psychologen optimistisch, dass die Methode, einen Traum imaginativ umzuschreiben, seinen Inhalt zu verändern und das umgewandelte Bild aufzuschreiben, Erfolg zeigt. Wie man das Traum-Drehbuch umschreibt, zeigen die Psychologen ihren Patienten in nur einer von vier Sitzungen, die anderen dienen der Diagnostik und Überprüfung des Therapieerfolgs.

Zusätzlich erhalten die Studienteilnehmer ein Programm mit Übungen für Zuhause. Schmid: "Sie imaginieren die zweite Geschichte, bis ihr Gehirn den neuen Traumpfad automatisch geht.“ So stellte sich eine Frau, die in ihrem Albtraum immer wieder ins Wasser fiel und nicht schwimmen konnte, im Rahmen der Pilotstudie vor, wie ein Fisch zu schwimmen. Sie genoss es, zu tauchen und schwerelos zu sein. Die beängstigenden Gefühle verschwanden.

... und Konfrontation

In ihrer Studie konfrontieren die Frankfurter Psychologen eine Vergleichsgruppe mit deren belastenden Träumen. Die Patienten halten sie detailliert in einem Traum-Tagebuch fest und setzen sich solange damit auseinander, bis der Gedanke daran keine Angst mehr auslöst und ein Gewöhnungseffekt eintritt. Konfrontation hat eine lange Tradition in der Verhaltenstherapie und wird erfolgreich zur Behandlung verschiedenster Angststörungen eingesetzt.

Von der Behandlungsstudie erhoffen sich die Forscher weitere Aufschlüsse darüber, welcher Weg den Menschen wirkungsvoller hilft, und wie das geschieht. (red, derStandard.at, 22. 7. 2014)