Der ehemalige Bundesminister für Wissenschaft und Forschung und "Fast-Nobelpreisträger" Hans Tuppy wird heute 90 Jahre alt.

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Wien - Kaum jemand hatte so viele verschiedene Funktionen in Österreichs Wissenschaftsadministration und -politik inne wie Hans Tuppy: Ordinarius, Spectabilis, Magnifizenz, Präsident, Minister, um nur einige zu nennen. Ebenso breit ist das wissenschaftliche Oeuvre des international anerkannten Biochemikers, der auch schon als "Fast-Nobelpreisträger" bezeichnet wurde. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag.

Gratulanten würdigen "bedingungsloser Hingabe für die Wissenschaft"

"Hans Tuppy kennt die heimische Forschungslandschaft wie kaum ein anderer, und er hat sein Leben wie kaum ein anderer konsequent in den Dienst der Wissenschaft gestellt", würdigte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner den Jubilar. FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund hob in ihrer Glückwunschadresse Tuppys "fortschrittliche Visionen und Ideen" hervor, die er aus seiner Zeit in Cambridge nach Österreich und zum FWF brachte und hier umsetzte". Das sei ausschlaggebend gewesen "für das sich gerade entwickelnde Standing des damals noch jungen FWF, und sind es bis heute für die hohe Qualität sowie die internationale Anerkennung der vom FWF geförderten Projekte".

Und ÖAW-Präsident Zeilinger formuliert in seinem Glückwunsschreiben: "Durch sein Leben und Wirken ist er uns Vorbild, Herausforderung und Ansporn. Er regt immer zum Nachdenken an, auch dadurch, dass er trotz bedingungsloser Hingabe für die Wissenschaft nie müde wurde zu betonen, dass erkenntnisorientierte Wissenschaft in die Lebenswelt eingebunden ist und neben dem Gut der Erkenntnis auch andere Güter zu bewerten sind und der Freiheit des Wissenschaftlers Grenzen setzen."

Immer noch fast täglich im Büro

Tuppy hat als junger Wissenschafter an nobelpreiswürdigen Entwicklungen mitgewirkt und in der "österreichischen Universitätswüste" der 1950er Jahre mit dem Institut für Biochemie der Uni Wien eine "kleine Oase" geschaffen, wie es der Biochemiker Gottfried Schatz formulierte. Tuppy war Rektor der Universität Wien, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF und der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und schließlich Wissenschaftsminister. Auch im hohen Alter ist er noch überaus aktiv, praktisch jeden Tag an seinem Institut und häufig Gast bei Diskussionen und Veranstaltungen.

Geehrt wurde Tuppy mit vielen Ehrendoktoraten, dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1975), der Wilhelm-Exner-Medaille (1978) und dem Wittgensteinpreis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (2002).

Offizielle Feier im Herbst

Zum 90. Geburtstag ist ein Treffen mit Tuppys ehemaligen Instituts-Weggefährten geplant - "die Mafia", wie der Wissenschafter selbst eine Formulierung von Gottfried Schatz verwendet, der sich in seinem Buch "Feuersucher" an seine Zeit bei dem Biochemiker mit der Formulierung "Tuppys arrogante Mafia" erinnerte. Im Herbst soll dann eine offizielle Feier von Universität Wien und Akademie der Wissenschaften folgen.

Eine ausführliche Beschreibung von Hans Tuppys Leben und Wirken von Klaus Taschwer erschien im Forschung Spezial vom 9. Juli. (APA/red, derStandard.at, 22.07.2014)