Thilo Mischke ist Moderator des täglichen "Wissenschaftsmagazins" Galileo.

Foto: prosieben

Ein wenig irritiert es schon, wenn ausgerechnet ein TV-Moderator das unfassbare Experiment wagt, 24 Stunden unter öffentlicher Beobachtung zu stehen. Der gläserne Mensch und so. Hey, diese Leute wollen das! Immerhin gehört es in diesem Beruf nicht nur zum guten Ton, sondern schlichtweg zur charakterlichen Grundvoraussetzung, dass man sich erstens gern selbst reden hört und zweitens sein Gesicht ohne Genierer in die Kamera hängt.

Teufelskerl Thilo Mischke macht es für ProSieben trotzdem gerade. Mischke ist Moderator des täglichen "Wissenschaftsmagazins" Galileo. Das ist eigentlich darauf spezialisiert zu zeigen, bei wie viel Grad Celsius Kunststoffpullover am Körper eines Stuntmans brennen, eine Lkw-Ladung Tischtennisbälle explodiert oder wie viele nackte junge finnische Frauen in eine finnische Sauna gehen. Thilo Mischke selbst sagt: "Nacktheit ist ein Tabu."

Aber sonst geht es diese Woche noch bis Sonntagabend täglich 24 Stunden online eigentlich auch sterbenslangweilig genug zu. Unter dem Motto "We are watching you" kann man Thilo Aufgaben stellen und mit ihm social-mediieren. Thilo bestellt bei den Zusehern Bananen, weil er hungrig ist. Er bekommt in einen Glascontainer, der im Zentrum der Stadt Essen steht, Bananen geliefert und verfüttert sie an sein Haustier, einen Käfer: "Jetzt esse ich aber auch was, ich hab Hunger. Mmh, lecker, danach werde ich dösen."

Montag, 13.04 Uhr, sehen 1746 Leute, wie Thilo Mischke etwas isst. Zehn Minuten später hat er zwei Zuschauer verloren. In Essen regnet es jetzt. Leute gehen am Container mit Schirmen vorbei. Thilo Mischke ist ihnen egal. Wir lernen daraus sehr wahrscheinlich irgendetwas. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 22.7.2014)