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Auch der Opfer des abgestürzten Fluges MH17 wird bei der Welt-Aids-Konferenz gedacht.

Foto: Reuters

Mit ambitionierten Zielen in der Aids-Bekämpfung hat die 20. Welt-Aids-Konferenz am Sonntag in Melbourne/Australien begonnen. Noch bis Freitag berichten rund 12.000 Forscher, Experten und Aktivisten aus rund 200 Ländern über neue Medikamente und Impfstoffforschung und tauschen Erfahrungen im Umgang mit dem HI-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids aus.

Dabei gab es auch Ernüchterung: "Das wird noch viele, viele Jahre dauern", sagte Aids-Experte Steven Deeks von der Universität von Kalifornien am Montag bei der Konferenz in Melbourne auf die Frage, ob eine Heilung derzeit möglich sei.

Heilung unrealistisch

Eine völlige Ausheilung einer HIV-Infektion dürfte derzeit unrealistisch sein. Von Experten unter Beteiligung des gebürtigen Österreichers Martin Nowak an der Harvard University in Cambridge in den USA entwickelte mathematische Modelle gehen davon aus, dass dazu eine Reduktion der latent infizierten Zellen im Körper von HIV-Positiven um das 10.000-Fache notwendig ist.

Alison Hill und die Co-Autoren vom Programm für Evolutionäre Dynamik der US-Universität versuchen in der in "PNAS" erschienenen Studie eine Vorhersage zu treffen, wie effektiv neue Therapien sein müssen, um eine Heilung von HIV zu ermöglichen. Mit den gegenwärtig vorhandenen Medikamenten lässt sich die Zahl der HI-Viruskopien im Blut unter die Nachweisgrenze drücken. Doch in "Nischen" des Immunsystems, vor allem in schlummernden Immunzellen, überlebt das Aids-Virus. Lässt der Druck durch Stopp der Behandlung nach, kommt es zum Wiederauftauchen der Erreger.

Zur endgültigen Eliminierung einer Infektion, was auch den Stopp der antiretroviralen Therapie ermöglichen würde, werden derzeit schon verschiedene mögliche Medikamente erprobt. Es sind sogenannte "Latenz-umkehrende Wirkstoffe" (LRAs). Eindeutige Ergebnisse dazu gibt es aber noch nicht.

Wiederauftreten höchstens aufschieben

Diese Strategien müssten allerdings ausgesprochen wirksam ein. "Unsere Resultate deuten darauf hin, dass man eine Reduktion latent infizierter Zellen um das 2.000-Fache benötigt, um der Mehrheit der Patienten einen Stopp der antiretroviralen Therapie für ein Jahr ohne Wiederauftauchen der Infektion innerhalb von Jahren zu gewährleisten. Eine Reduktion um das 10.000-Fache wäre wahrscheinlich notwendig, um Rückfälle insgesamt zu verhindern", schreiben die Experten.

Würde es gelingen, die Zahl der stumm infizierten Zellen im Körper von HIV-Positiven auf ein Tausendstel verringern, könnte ein Wiederauftreten der Infektion bei 55 Prozent der Behandelten nur um sechs Monate hinausgeschoben werden. 47 Prozent der Betroffenen würden aber danach wieder HIV im Blut aufweisen.

Erst vor wenigen Tagen gingen Nachrichten um die Welt, wonach bei dem ehemals als funktional geheilt geglaubten "Mississippi-Baby" nach 27 Monaten ohne Medikamente und ohne Virennachweis plötzlich wieder HIV im Blut festgestellt wurde. (APA/red, derStandard.at, 21.7.2014)