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Ein Teil des abgestürzten Flugzeugs.

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Der Zug mit den Leichen der Opfer verlässt die ostukrainische Stadt Tores in Richtung Charkiw.

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Inspektionen des Wracks der Boeing 777 in der Ukraine.

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Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes am Flughafen in Amsterdam.

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Kiew/Donezk - Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat am Montag drastische Worte für die Flugzeugkatastrophe im Osten der Ukraine gefunden. Er sehe keine Unterschiede zwischen den Terroranschlägen von 9/11, dem Lockerbie-Anschlag und dem Absturz der MH17, sagte er in einem Interview mit CNN.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte am Montagabend den mutmaßlichen Abschuss des malaysischen Flugzeuges und forderte von den bewaffneten Gruppen, uneingeschränkten Zugang zur Absturzstelle zu gewähren. Zudem wurde eine unabhängige Untersuchung gefordert. Alle 15 Mitglieder des Gremiums stimmten dem Papier bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung am Montag in New York zu.

Die von Australien eingebrachte Resolution fordert einen "ungehinderten und sicheren Zugang" zur Absturzstelle vor. Die prorussischen Separatisten werden zudem aufgefordert, die "Integrität" der Absturzstelle zu bewahren und eine Feuerpause in der Region einzuhalten.

Unterdessen geht die Suche nach der Ursache des Absturzes weiter. Nach massiven Klagen über Behinderungen am Absturzort reisten Luftfahrtexperten in das von Rebellen kontrollierte Gebiet bei Donezk. Die Niederlande werden die internationale Identifizierung der Opfer in der Ostukraine koordinieren, gab der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntagabend in Den Haag bekannt.

Kühlwaggons inspiziert

Ein Team von niederländischen Experten inspizierte am Montag erstmals die Kühlwaggons mit den sterblichen Überresten von rund 200 Opfern der abgestürzten malaysischen Passagiermaschine. Die drei Fachleute aus den Niederlanden sowie Beobachter der OSZE hätten Zugang zu den drei Waggons in der Ostukraine bekommen, teilte eine Sprecherin der OSZE mit. Nach Auffassung der Experten sind die Leichen fachgerecht gelagert. Die Ermittler erhoffen sich nicht nur eine Identifikation der Opfer, sondern auch Rückschlüsse auf die Ursache des Absturzes von MH17. 282 Leichen sowie 87 Leichenteile der übrigen 16 Todesopfer sind gefunden und die Suche nach den Opfern offiziell beendet worden, so der ukrainische Vizepremier Wolodimir Groisman.

Weitere Untersuchung in Charkiw

Im ostukrainischen Charkiw sollen die Niederlande ein Koordinationszentrum für die Identifizierung der 298 Opfer einrichten. Der Kühlzug mit den Leichen der Opfer ist nach Angaben von Augenzeugen mittlerweile nach Charkiw abgefahren. Dort warte bereits eine internationale Gruppe von 31 Experten unter anderem aus den Niederlanden und Deutschland, sagte Vizeregierungschef Groisman. In einem letzten Schritt sollen die Leichen der Opfer dann in die Niederlande zur Identifizierung geflogen werden.

Die beiden von den prorussischen Rebellen gefundenen Flugschreiber sind in der Nacht auf Dienstag an malaysische Behörden übergeben worden. Er habe eine entsprechende Übereinkunft mit dem ostukrainischen Separatistenführer Alexander Borodaj erreicht, sagte der malaysische Premier Najib Razak im malaysischen Fernsehen. Vizepremier Groisman hatte zuvor gesagt, er habe Informationen, dass die Flugschreiber von den Rebellen manipuliert worden seien.

Die niederländische Staatsanwaltschaft hat nun Vorermittlungen wegen Mordes, Kriegsverbrechen und des bewussten Abschusses eines Flugzeuges im Fall des Absturzes von Flug MH17 eingeleitet. Nach niederländischem Recht können Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verbrechen, die außer Landes verübt wurden, eingeleitet werden, sobald niederländische Staatsangehörige betroffen sind.

Moskau bestreitet Verwicklung

Das US-Außenministerium hat am Montag eine Reisewarnung für die Region ausgesprochen. US-Präsident Barack Obama hat zudem Russlands Präsident Wladimir Putin aufgerufen, die Separatisten in der Ostukraine zur Zusammenarbeit mit den internationalen Ermittlern zu drängen. Russland und Putin trügen eine direkte Verantwortung dafür, sagte Obama am Montag in Washington. Sie müssten dafür sorgen, dass die Separatisten die Arbeit der ausländischen Expertenteams nicht weiterhin behinderten und die Teams freien Zugang zur Absturzstelle erhielten. Sollte Russland seinen Kurs nicht ändern, würde es sich nur weiter isolieren und einen immer höheren Preis dafür zahlen müssen.

Russland wies am Montag erneut jede Verwicklung in den Absturz der malaysischen Passagiermaschine zurück. Putin hatte zuvor im Fernsehen gefordert, die Sicherheit der Experten zu gewährleisten. Zugleich warnte er davor, die Tragödie "politisch auszuschlachten". Erneut schob Putin der ukrainischen Regierung die Verantwortung zu: Hätte Kiew Ende Juni den Kampf gegen die Separatisten im Osten nicht wiederaufgenommen, wäre die Tragödie nicht geschehen.

Russlands Version

Moskau forderte Washington zur Veröffentlichung von Satellitenbildern auf, um die Absturzursache zu klären. Zugleich offerierte der Kreml seine Version. Russische Staatsmedien berichten unter Verweis auf das Verteidigungsministerium erneut von einem ukrainischen Kampfflugzeug, das kurz vor dem Absturz in einer Entfernung von drei bis fünf Kilometern vom Passagierjet gesichtet worden sei. Moskau wirft Kiew vor, kein Interesse an einer Untersuchung zu haben.

Der ukrainische Premier Arsenij Jazenjuk wiederum gab neuerlich Russland die Schuld: "Die Experten sollen sich alles genau anschauen, damit die Welt erfährt, welche Tragödie sich hier abspielt", sagte er zum STANDARD. Für den Regierungschef steht fest, dass Russland das Flugzeug abgeschossen hat. Neben abgehörten Telefonaten und Fotoaufnahmen gebe es schließlich auch noch Einträge bei Twitter und Facebook. Jazenjuk: "Diese Idioten haben sich damit gebrüstet, Donnerstagnachmittag ein Flugzeug abgeschossen zu haben."

Mithilfe internationaler Fachleute soll auch geklärt werden, welche Spuren an der Absturzstelle noch verwertbar sind. "Dort haben betrunkene Terroristen das Gepäck der Toten geplündert und auf OSZE-Mitarbeiter geschossen", sagte Jazenjuk und kritisierte die monatelange Unterstützung der Separatisten durch Moskau. Der Abschuss der Passagiermaschine sei ein Wendepunkt in der Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine: "Seit Donnerstag haben wir es mit einem globalen Konflikt zu tun." Von Russland erwarte er "gar nichts". Nun sei der Zeitpunkt gekommen, dass EU und USA neue Sanktionen gegen Russland verhängten.

Kämpfe gehen weiter

Ukrainische Soldaten wiederum versuchten am Montag anscheinend, in die von prorussischen Separatisten kontrollierte Stadt Donezk einzudringen. Ein Anführer der Separatisten sagte am Montag, es gebe Kämpfe in der Innenstadt. Rund um den Bahnhof schlugen mehrere Artilleriegeschoße ein, wie Reporter berichteten. Dabei wurden nach Angaben von Rettungskräften vier Menschen getötet.

Das Video zeigt einen Panzer der Separatisten bei der Einfahrt nach Donezk am 21. Juli.
Storyful, Paweł Pieniążek

Die Militäroperation in der Ostukraine sei in einer "aktiven Phase", berichtete ein Sprecher der ukrainischen Armee. Zu den Berichten über die Kämpfe in der Rebellenhochburg äußerte er sich jedoch nicht.

Unterdessen waren zwei Panzer der Separatisten in Richtung Donezker Bahnhof zu sehen. Die Straße wurde gesperrt, Zivilisten flüchteten zu Fuß und in Minibussen aus der Kampfzone. (APA, Reuters, André Ballin aus Moskau, Nina Jeglinski aus Kiew, 21.7.2014)