Himmelblau steht dem Octavia Scout richtig gut.

Foto: Werk

Und ein bisserl Staub macht ihm ebenso wenig aus wie einfaches Gelände

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Nische. Leitet sich her von französisch "niche", altfranzösisch "nichier", und bedeutete so viel wie "ein Nest bauen". Scout. Stammt aus dem Englischen und ist die Bezeichnung für einen Pfadfinder. Heutzutage finden die Trendpfaderer ja für alles eine Nische, sogar Nischen in der Nische, aber in die, von der hier die Rede ist, hat noch kein anderer ein Kuckucksei hineingelegt. Mit dem Octavia Scout hat nämlich Skoda bereits in zweiter Generation einen Pfadfinder im Angebot, der praktisch ohne direkte Konkurrenz dasteht.

Dass zwischen SUV, Crossover und Kombi noch was geht, hat zuerst Audi vorexerziert, wir sagen nur: A6 Allroad quattro. Mittlerweile gibt es bereits etliche Fahrzeuge, die auf ähnliche Weise dem SUV-Trend zusätzliche verkaufsfördernde Impulse abgewinnen wollen, manche davon sind aber eine halbe Mogelpackung, weil nur Geländeoptik und kein Allrad.

Der Octavia Scout macht keine halben Sachen und ist mit der jüngsten, der fünften Generation des Haldex-Allradsystems "mit elektronisch geregelter Drehmomentverteilung mit Mehrlamellen-Haldex-Viscokupplung", wie die technische Beschreibung lautet, ausgestattet. Die merkt, kurz gesagt, den Schlupf schneller, als das Rad durchdrehen kann.

Der Boden, die Freiheit

Ähnlich wie das Audi-Urbild basiert der Scout auf dem normalen Octavia Kombi, weist allerdings mit 171 Millimetern 31 mm mehr Bodenfreiheit aus als dieser. Damit wird man jetzt keine Sahara- oder Gobidurchquerung unternehmen oder andere brutale Geländeeinsätze. Für Wiese, Wald und Heide reicht es aber allemal.

Und weil Skoda die internationale Fahrpräsentation nahe Hamburg in der Heimatregion der deutschen Springreitlegende Paul Schockemöhle absolvierte: Einen Pferdetransporter zieht dieser Scout mühelos, Wohnwagen auch, zwei Tonnen Zugkraft, nicht übel. Das mache, meint der Hersteller, diesen Octavia bei Bedarf zum richtigen Arbeitspferd.

Da spielen auch die Motoren eine nicht unwesentliche Rolle, und mit einem Benziner (180 PS) sowie zwei Selbstzündern (150 PS sowie 184 PS) ist der Skoda richtig üppig motorisiert. Kehrseite der Medaille: Es gibt leider keine schwächeren Triebwerke.

Optisch umfasst das Outdoorpaket vorn und hinten schwarz beplankte Stoßfänger mit jeweils einem silbrigen Aufsatz, seitlich sind Türschweller, Radkästen und Schutzleisten schwarz rustikalisiert, und der Unterbodenschutz tut genau das, wofür seine Bezeichnung steht.

Weder stilistisch noch bei Fahreigenschaften oder Materialanmutung leistet sich Skodas Neuer Schwächen, Okkasion ist der Allrounder aber keine. Günstig ja, billig nein. Der Vorgänger verkaufte sich von 2007 bis Ende 2013 rund 53.600-mal. Damit war knapp jeder zehnte Octavia ein Scout. Und die Nische wächst. (stock, DER STANDARD, 18.7.2014)