Außenminister Sebastian Kurz hat den Staatsanwalt wegen antisemitischer Postings auf seiner Facebook-Seite eingeschaltet. Kurz veröffentlichte einen Appell an Israel und die palästinensischen Extremisten, die Gewalt einzustellen - und erntete die üblichen Antisemitismen.

Gute Forenwartung und notfalls entschlossene strafrechtliche Verfolgung können derlei eindämmen. Aber wie der bekannte Politologe Anton Pelinka kürzlich in einem Beitrag auf der Website der Ustinov-Gesellschaft schreibt: Die Wurzeln des Internet-Extremismus liegen in der Gesellschaft.

Hasserfüllte Vorurteile existieren, Gewaltfantasien lassen sich immer wieder beobachten, und "das Umdrehen der Erfahrungen aus der Geschichte - etwa aus der des Nationalsozialismus - ist an den Biertischen immer wieder erfahrbar". Pelinka fordert dazu auf, sich der Realität zu stellen: Unter der Oberfläche demokratischer Gegebenheiten lauert ein unheimliches Hasspotenzial. Wie groß es ist, darüber kann man streiten - aber man sollte es vorsichtshalber für relevant halten, und sei es nur als Zeichen für die Defizite demokratischer Erziehung.

"Das Internet ist so böse und verkommen, wie es Teile der Gesellschaft böse und verkommen machen", sagt Pelinka. Durchsetzbare Regeln im Internet sind wichtig. Wichtiger ist die Analyse der Hintergründe des Hasspotenzials. Die findet derzeit kaum statt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18.7.2014)