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SAP-Chef Bill McDermott kämpft mit harten Bandagen um die Führung am Markt für Cloud-Firmensoftware. Ob IBM oder der neue Rivale Salesforce.com - McDermott scheute sich am Donnerstag bei Vorlage der SAP-Zahlen zum zweiten Quartal nicht, die Konkurrenz offen anzugreifen.

 Marktführer

Salesforce, vor SAP Marktführer bei Mietsoftware aus dem Internet, komme seit den Spionage-Enthüllungen Edward Snowdens wegen wachsender Zweifel an der Datensicherheit in den USA ins Trudeln, sagte McDermott. "Banken, mit denen ich zu tun habe, denken darüber nach, die so schnell wie möglich loszuwerden - ich sehe für sie große Probleme am Markt." Salesforce war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die jüngste Initiative von IBM mit Apple tat der SAP-Chef als "gute PR, aber ein bisschen 'ich auch'" ab - SAP habe das Gleiche mit Apple schon vor Jahren vereinbart und schon drei Mal so viele Apps für Firmenkunden auf dem iPhone entwickelt.

Cloud wird Geschäftsmodelle über den Haufen

Hintergrund der Attacken: Die Umstellung auf die Cloud wirft die bisherigen Geschäftsmodelle der Software-Firmen über den Haufen. Sie müssen ihre Produkte vereinfachen und damit zurechtkommen, dass sich die Umsätze auf einen längeren Zeitraum verteilen. Statt wie bisher Lizenzen mit hoher Einmalzahlung zu kaufen und bei sich zu installieren, nutzen die Kunden nämlich immer mehr Software nur bedarfsweise per Abonnement über das Internet.

Der Wettstreit um den Cloud-Markt wird entsprechend härter. Salesforce aus den USA will stärker auf dem SAP-Heimatkontinent Europa expandieren, um seine Position als Pionier zu verteidigen. Die Amerikaner wollen SAP sogar die generelle Weltmarktführerschaft bei Firmensoftware - also einschließlich der traditionell per Lizenz verkauften Programme - streitig machen. Dem reinen Cloud-Anbieter Salesforce trauen Analysten in diesem Jahr einen weiteren Umsatzsprung auf umgerechnet 4 Mrd. Dollar (3 Mrd. Euro) zu.

Cloud-Umsatzprognose

Damit ist der Spezialist für Kundenmanagement-Programme ein Riese verglichen mit dem Cloud-Geschäft von SAP, aber ein Zwerg mit Blick auf das Gesamtgeschäft. SAP hob nach einer weiteren Akquisition in der Sparte die Cloud-Umsatzprognose für dieses Jahr um 50 Mio. auf 1,05 Mrd. Euro an. Insgesamt wird das Unternehmen nach Analystenschätzung aber mehr als 17 Mrd. Euro Umsatz einfahren.

An der Börse war SAP angesichts der soliden Quartalszahlen mit einem Plus von mehr als vier Prozent größter Gewinner im Dax - obwohl ein kostspieliger Patentstreit in den USA dem Konzern einen starken Rückgang des unbereinigten operativen Gewinns einbrockte. Dieser lag mit knapp 700 Mio. Euro fast 30 Prozent unter dem Vorjahreswert. Grund waren 289 Mio. Euro Rückstellungen für absehbare Zahlungen an das US-Softwarehaus Versata, das SAP 2007 wegen einer Patentverletzung verklagt hatte. Ein Händler erklärte, der Kursanstieg sei eine Erleichterungsrally, nachdem die IT-Werte wegen der Gewinnwarnung des zweitgrößten deutschen IT-Konzerns Software AG und enttäuschenden Zahlen von US-Anbietern unter Druck waren.

Umsatz und Gewinn zugelegt

Von April bis Juni legten Umsatz und Gewinn bei SAP wie erwartet deutlich zu. Die Euro-Stärke zum Dollar und zu asiatischen Währungen belastete Europas größten IT-Konzern weiter und kostete drei Prozentpunkte Wachstum. Bereinigt um Wechselkurse allerdings kletterte der Gesamtumsatz um 5 Prozent auf 4,15 Mrd. Euro. Der Umsatz mit Cloud-Diensten legte währungsbereinigt um 39 Prozent auf 242 Mio. Euro zu. McDermott versetzte das in Hochstimmung: "Wir waren noch nie so voller Stolz und Zuversicht wie jetzt", sagte er. Mit inzwischen mehr als 38 Millionen Anwendern habe SAP die meisten Anwender von Cloud-Programmen und sei anders als die Konkurrenz im Silicon Valley profitabel. Allerdings leiden auch bei SAP die Software-Lizenzerlöse und gingen im ersten Halbjahr um vier Prozent auf 1,58 Mrd. Euro zurück.

Das um Sondereffekte wie den Rechtsstreit und Akquisitionen bereinigte Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen erhöhte sich um sieben Prozent auf 1,24 Mrd. Euro. Damit blieben 29,8 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn hängen. An der Jahresprognose für den Gewinn hielt SAP fest. Er soll 5,8 bis 6,0 Mrd. Euro erreichen. Den schmälernden Effekt des Wechselkurses bezifferte der Konzern für das Gesamtjahr auf zwei Prozentpunkte. (APA, 17.7. 2014)