Sportlich ambitioniert: Gérard Depardieu und Atmen Kelif in der französischen Komödie "Eine ganz ruhige Kugel". Bruno Lochet (hinten) sieht zu.

Foto: Einhorn

Wien - Das Spiel ist einfach, sagt Jacky: "Du nimmst eine Kugel - und wirfst sie." Der Schuljunge namens Momo, der eines Tages Jackys Weg kreuzt, erweist sich als Begabung. Irgendwann wird man ihn ehrfurchtsvoll den "Mozart des Pétanque" nennen.

Der französische Traditionssport, in unseren Breiten auch als Boulespiel bekannt, ist das Distinktionsmerkmal eines Films, den man in Variationen schon gesehen hat und in dem es darum geht, dass einer, während er auf einem Spezialgebiet Erfolge feiert, auch lernt, sich im Leben ganz allgemein zu behaupten.

Im aktuellen Fall ist das der mittlerweile vierzigjährige Momo (Atmen Kelif), der zunächst versucht, es seiner energischen Mutter (Tassadit Mandi) und seinem etwas antriebslosen Freund Jacky (Gérard Depardieu) gleichermaßen recht zu machen. Dann gerät er in die Mühlen des modernen Sportgeschäfts und muss - zwischen Südfrankreich und Algerien - erst noch ein paar entscheidende Anstöße erhalten.

In diesem Fußballweltmeisterschaftsjahr wird das Kino-Sommerloch vornehmlich und notdürftig mit französischen Arthouse-Komödien zugemacht. Eine ganz ruhige Kugel / Les invincibles kann immerhin mit einem Star aufwarten, der auch im Rest der Welt noch Strahlkraft hat - wenngleich Gérard Depardieu zuletzt weniger durch seine künstlerischen Aktivitäten von sich reden machte.

Grummeliger Depardieu

In Frédéric Berthes in Frankreich bereits vor gut einem Jahr veröffentlichter und wohl noch vor Depardieus Verabschiedung ins russische Exil gedrehter Produktion grummelt er sich als Jacky in Sandalen, Shorts und bunten (Unter-)Hemden ganz sympathisch, aber nicht weiter auffällig durch die Handlung. Der zögerliche Mann an seiner Seite wird vom französischen Schauspieler und Autor Atmen Kelif verkörpert, von dem die Ausgangsidee zu Eine ganz ruhige Kugel stammt. In Nebenrollen haben (gut verkleidete) Charakterköpfe wie Simon Abkarian oder ein Veteran wie Michel Galabru ihren Spaß.

Alles in allem bleibt Eine ganz ruhige Kugel trotzdem verwechselbar. Einmal erklärt der neureiche Veranstalter der Pétanque-Weltmeisterschaft einer Handvoll von Medienvertretern anhand eines Modells, wie er die Wettkämpfe fürs Fernsehen so aufzubereiten gedenkt, dass die Zuseher mitgehen. Aufnahmen aus der Vogelperspektive und dazwischen ein paar Details genügen dafür aber auch im Kino nicht. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 17.7.2014)