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Die "Gaucho"-Aktion sorgte auch in Deutschland für viel Kritik.

Foto: APA/EPA/Alex Grimm/Kay Nietfeld

Schlechte Verlierer mag niemand. Aber immerhin können Verlierer ihre Niederlage als Rechtfertigung für schlechtes Benehmen anführen. Aber welche Ausrede haben schlechte Gewinner?

Als am Dienstag die frisch zum Weltmeister gekürte deutsche Fußballnationalmannschaft in Berlin am Brandenburger Tor den Zuspruch von 400.000 Fans entgegennahm, gingen während der ARD-Übertragung mit sechs von ihnen die Rösser durch: mit Miroslav Klose, Shkodran Mustafi, Roman Weidenfeller, Toni Kroos, André Schürrle und dem Schützen des Goldtors, Mario Götze.

Sie verarschten die argentinische Verlierermannschaft mit einer dummen Aktion. Gebückt marschierend riefen sie: "So gehen die Gauchos", in voller Pracht aufgerichtet ließen sie "So gehen die Deutschen" vernehmen. Autsch.

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Nun werden Fußballer dafür bezahlt, den Ball ins Tor zu schießen, und nicht, um zu reden. Das weiß jeder, der schon einmal ein Fußballerinterview gesehen hat. Und natürlich entlud sich da Aufgestautes aus sechs Wochen persönlichem Ausnahmezustand fern von Muttis Filterkäffchen.

Trotzdem - so etwas tut man nicht. Das war ein Foul im Strafraum, ein gestrecktes Bein ins weltoffene Image des deutschen Fußballs. Der ist gut genug, um Verlierern gegenüber Größe und nicht die eigene Dummheit zu zeigen. Dass die ARD-Sportmoderatoren diese peinliche Zurschaustellung von Kleingeistigkeit niveauadäquat unterstützten, ließ zusätzlich erschaudern.

Aber gut, bevor wir hier Steine werfen, sollten wir kurz innehalten und froh sein, dass Österreich und der ORF nicht in diese Verlegenheit gekommen sind. Wie auch? (Karl Fluch, DER STANDARD, 17.7.2014)