Kein drohender Weltuntergang ohne ihn: Optimus Prime, einer der Guten unter den Robotern, wird im US-Blockbuster "Transformers - Ära des Untergangs" von Mark Wahlberg reaktiviert.

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Wien - Schwindelerregende Kamerafahrten zu ohrenbetäubenden Soundeffekten, computergenerierte Gestalten, die ihre Formen wandeln, zerspringen, Funken schlagen: Wenn vor Beginn des Films die neueste Projektions- und Beschallungstechnik präsentiert wird, um die Kinobesucher darin zu bestätigen, ihr Geld in ein Ticket und nicht in höhere Downloadgeschwindigkeit investiert zu haben, bekommt man einen mehr als guten Vorgeschmack, was mit Transformers: Ära des Untergangs noch folgen wird.

Da wie dort ist die Handlung zu vernachlässigen, die Kinoeigenwerbung ist jedoch nach ein paar Sekunden vorbei. Bis man es aber zum Abspann des vierten Teils der Robotersaga geschafft hat, sind 165 Minuten zu überstehen - lange 165 Minuten.

Schuld daran sind einmal mehr Regisseur Michael Bay und Drehbuchautor Ehren Kruger, die einen Film geschaffen haben, so reizvoll wie die tägliche Blechlawine auf der Südosttangente. Natürlich waren bereits die ersten drei Teile reines Stammhirnkino, konnten aber immerhin mit spektakulären Schauwerten auftrumpfen. Ära des Untergangs ist mit zunehmender Dauer leider nur sterbenslangweilig. Irgendwann hat man all das, was Bay hier bereits zu einer Karikatur seiner selbst werden lässt - die Heldenposen im Sonnenuntergang, das schamlose Product-Placement -, einfach genug belächelt.

Lkw im abbruchreifen Kino

Für den Auftakt einer angedrohten neuen Trilogie wurde der Grundschülerhumor der vorigen Teile gestrichen und das menschliche Personal ausgetauscht. Seit dem letzten Film und der als 9/11-Platzhalter fungierenden finalen Schlacht von Chicago sind fünf Jahre vergangen. Für die US-Regierung sind Transformers aller Art inzwischen Automata non grata. Da entdeckt der verwitwete Bastler Cade Yeager (Mark Wahlberg) ausgerechnet in einem abbruchreifen Kino einen defekten Lkw und ersteht ihn um eine Handvoll Dollar. Der Truck ist freilich Optimus Prime, Anführer der guten Autobots, und Cade wird sogleich samt Tochter Tessa (Nicola Peltz) und deren Freund Shane (Jack Reynor) von der CIA und bösen Robotern gejagt.

Die wieder einmal drohende Auslöschung der Menschheit, die von einem Apple-ähnlichen Konzern namens KSI mitverschuldet wäre, belastet Cade ungefähr gleich stark wie der Verlust der Jungfräulichkeit seiner stets entsprechend ins Licht gerückten Tochter. Dieser menschlich orientierte Handlungsbogen des Films erreicht seinen Höhepunkt, wenn Bay einen Außerirdischen mit meterlanger Zunge über die Bei-ne der texanischen Lolita lecken lässt.

Die Weltenrettung gestaltet sich indessen aufgrund der vielen involvierten Parteien einigermaßen unübersichtlich. Mit einem Gespür für auch von Hollywood zu erschließende Märkte wird das Gehämmer schließlich nach Hongkong verlagert, wodurch der interessierte Zuseher erfährt, welche Softdrinks in China zu bevorzugen sind.

Robo-Schurke Lockdown lässt hier Schiffe und Autos auf die Stadt regnen, wirklich mitzureißen vermag dieses Finale aber ebenso wenig wie der kurze Auftritt der von Fans heißersehnten Dinobots. Nach alldem vorangegangenen Prügeln, Sprengen und Fahnenschwingen fühlt man sich ohnedies bereits wie von einer Altmetallpresse ausgespuckt. (Dorian Waller, DER STANDARD, 17.7.2014)