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Auf einem Microsoft-Messestand wird gegen Open-Source-Konkurrent Linux Stimmung gemacht.

Foto: AP/Rothermel

Die neue Münchner Stadtregierung hat sich in Form von Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dem zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU) vehement gegen die Nutzung von Open Source in der Stadtverwaltung ausgesprochen. "Es ist bekannt, dass Open-Source-Software gelegentlich den Microsoft-Anwendungen hinterhinkt", verlautbart Oberbürgermeister Reiter etwa im Behördenmagazin "Stadtbild". Er selbst sei ein "Microsoft-Fan" und könne ein "Lied von den fehlenden Funktionen" singen.

Nicht "wie im Wirtschaftsleben"

Auch sein zweiter Bürgermeister Schmid schießt scharf gegen Linux: "Vieles ist nicht kompatibel mit den Systemen außerhalb der Verwaltung." Er moniert, dass "im Wirtschaftsleben" ein einziges Programm reiche, um Mails, Kontakte und Termine zu vernetzen, das sei jetzt nicht möglich. Laut Heise stört die beiden Spitzenpolitiker auch, dass "extra" ein externer Mailserver eingerichtet werden musste, damit sie ihre E-Mails am Smartphone empfangen konnten.

IT-Abteilung versteht Beschwerden nicht

Die IT-Abteilung der bayrischen Hauptstadt kann die Beschwerde nicht nachvollziehen. Man dürfe den Privatbereich nicht mit Softwarelösungen für eine Stadtverwaltung vergleichen, erklärt Abteilungsleiter Karl-Heinz Schneider. Die Verzögerungen bei der Einrichtung des Mailservers seien normal und mit Sicherheitsvorkehrungen zu erklären. Für ihn ist Linux einfach das Betriebssystem, das München einsetze – der Sonderstatus des innovativen Projekts namens Limux, mit dem der Einsatz von Open Source in der Verwaltung getestet werden sollte, ist für ihn positiv beendet.

Limux-Leiter: "Plakativ und pauschal"

Auch der frühere Projektleiter Peter Hoffmann, der für die Implementierung von Linux zuständig war, kann die Beschwerden der Politik nicht verstehen. Er bezeichnet die Kritik laut Heise als "sehr plakativ und pauschal". Es gebe kein Unternehmen mit lauter zufriedenen IT-Anwendern, so Hoffmann.

Unterstützung gibt es von der dritten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die Limux bereits in der Vergangenheit unterstützt hatte – sie hat aber im IT-Bereich kein Mitspracherecht. Bereits im Wahlkampf war Linux zum zum Thema geworden, eine Grün-Politikerin hatte sich gegen die Open-Source-Software ausgesprochen. (fsc, derStandard.at, 16.7.2014)