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Im Poker um Europas Telekom-Markt hat der mexikanische Milliardär Slim die Einsätze erhöht.

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Slim überholt die ÖIAG.

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Mexiko-Stadt/Wien - Die Telekom Austria ist mexikanisch. Der Milliardär und zweitreichste Mensch der Welt, Carlos Slim, hat über seine Telekomgruppe América Móvil die Mehrheit am heimischen Ex-Monopolisten gesichert. Knapp 51 Prozent der Anteile hält Slim nun. 743 Millionen Euro hat er sich die Aufstockung seiner Anteile kosten lassen. Für den 74-Jährigen sind das allerdings Peanuts, laut US-Magazin Forbes besitzt Slim ein Vermögen von mehr als 57 Milliarden Euro.

Der angebotene Preis von 7,15 Euro lag um knapp acht Prozent über dem Aktienkurs vom 23. April, als das Angebot öffentlich wurde. Ein gutes Geschäft für die Aktionäre war die Telekom dennoch nicht. 2000 ging das Unternehmen noch zu einem Ausgabepreis von neun Euro je Aktie an die Börse. Die Telekom Austria selbst hat zudem zuletzt eher mit negativen Nachrichten für Schlagzeilen gesorgt. So musste der Konzern 400 Millionen Euro in Bulgarien abschreiben.

Die Staatsholding ÖIAG als Eigentümer von mehr als einem Viertel aller Aktien sieht in der Übernahme einen "Meilenstein in der Wachstumspartnerschaft zwischen ÖIAG und América Móvil". Doch laut Analystenmeinungen dürfte Slim die Telekom Austria lediglich als Vehikel nutzen, um in Osteuropa zu investieren. Die Unternehmenszentrale soll in Österreich bleiben, wie die ÖIAG nicht müde wird zu betonen, um den Vorwurf des "Ausverkaufs" zu entkräften.

Wettbewerbsdruck

Slims Interesse an Europa kommt nicht von ungefähr (auch am niederländischen Konzern KPN ist der Mexikaner beteiligt). Denn América Móvil ist auf dem Heimmarkt Mexiko unter Druck. Als Reaktion auf härtere Auflagen muss der Konzern Geschäftsteile veräußern. Mexikos Regierung will das Monopol des Milliardärs brechen. Dass der Konzern daher in Europa investiert, ist für Analysten und Investoren ein logischer Schluss, doch auch in Europa sind die Kartellwächter kritisch.

Für Deutschland haben die Wettbewerbshüter jüngst die Fusion von Telefonica Deutschland und E-Plus (Tochter der niederländischen KPN) zwar genehmigt - die beiden Konzerne verschmelzen zur neuen Nummer eins am deutschen Markt mit 45 Millionen Kunden -, allerdings nur gegen Auflagen, etwa den Verkauf einiger Frequenzen.

Österreich als Negativbeispiel

Ein Analyst sprach auf STANDARD-Anfrage von einem "Poker zwischen Telekommanagern und den Kartellwächtern". Während die Firmen die Übernahmen rechtfertigen, weil sie sich sonst den nötigen Netzausbau nicht leisten könnten, warnen die Wettbewerbsbehörden, dass die Fusionen lediglich die Preise für die Konsumenten erhöhen würden.

Dabei gilt Österreich für Analysten als lohnendes Beispiel. So glaubt man bei der Schweizer Großbank UBS daran, dass die Preise am heimischen Telekommarkt wegen der Übernahme von Orange durch Hutchinson ("3") aus dem Vorjahr weiter steigen könnten. Tatsächlich sind die Preise für Konsumenten laut Daten der Statistik Austria im Mobilfunkbereich deutlich stärker gestiegen als die allgemeine Inflationsrate, im Jahresvergleich haben sich etwa die Grundentgelte um 18,7 Prozent verteuert. (sulu, DER STANDARD, 16.7.2014)