Stefan Henssler.

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RTL - das muss man mal lobend erwähnen - hat uns ja schon jede Menge Freude bereitet. Ob Dschungelcamp oder Bachelor, ob Big Brother oder Traumhochzeit - Sendungen, in denen Menschen freiwillig vor der Kamera Schwachsinniges anstellen und Schwachsinniges von sich geben, sind ein unerschöpflicher Quell an Häme.

Und es geht ja immer noch eine Stufe tiefer, erst recht, da die Fußball-WM vorbei ist und ARD und ZDF nicht mehr mit ihren Übertragungen der Spiele klar im Vorteil sind.

Also bitten RTL und Sternekoch Stefan Henssler jetzt vier Wochen lang montags um 20.15 Uhr in die Justizvollzugsanstalt Bremen. "Henssler hinter Gittern"  nennt sich dieser Montagseintopf, der nach dem bewährten Rezept funktioniert.

Man nehme Menschen der unteren Schichten und verlange ihnen Leistung ab, um sie dann beim Scheitern vorzuführen. "Schwerverbrecher in die Gesellschaft eingliedern" nennen RTL und Henssler das und tarnen es als "Kochkurs".

Zuerst aber muss der Knast einmal vorgestellt werden. Also tänzelt Henssler in seinem trendigen Adidas-Jäckchen 30 Minuten lang in der JVA herum und gruselt sich genießerisch. Die schweren Türen, die stiernackigen Häftlinge, die nackten Frauen an den Zellenwänden - huch, ist das alles heftig.

Den Vogel schießt ein Aufseher ab, der die Insassen anherrscht: "Ich markiere das Alphatier nicht, ich bin das Alphatier." (Keine Satire!) Dann dürfen die Zurechtgewiesenen Palatschinken kochen.

Das ist eine so erbärmliche Bloßstellung von Menschen in staatlicher Obhut, dass man sich fragt, wer die Dreharbeiten im Knast genehmigt hat. Es fehlt nur noch das Schild aus dem Zoo: "Bitte nicht füttern." (Birgit Baumann, DER STANDARD, 16.7.2014)