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Unbeschwerten Badespaß gibt es nur bei strengen Auflagen.

Foto: Reuters/THOMAS HODEL

Abkühlung im türkisblauen Pool bei strahlendem Sonnenschein - wer wird da Böses denken? In einem öffentlichen Schwimmbad in Österreich besteht diesbezüglich auch kein Grund zur Sorge, sagt Regina Sommer, Leiterin der Abteilung Wasserhygiene am Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien: Österreich hat nämlich als einziges Land in der EU ein Badewassergesetz und eine Bäderhygieneverordnung. Der PH-Wert und die Konzentration von Chlor in öffentlichen Schwimmbädern werden mehrmals täglich gemessen.

Dass das Wasser in den momentan stark frequentierten Pools sauber bleibt, ist viel Arbeit: "In Badebecken sind die Badegäste die Verunreinigungsquelle Nummer Eins", sagt Sommer, die zur Dusche vor dem Baden rät, um Schmutz, Sonnenschutzmittel und Schweiß zu entfernen. Die unterschiedlichsten Mikroorganismen, darunter auch Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten gelangen mit den Menschen in das kühle Nass. Meist werden diese fäkal oder über Wunden ausgeschieden. "Jeder Mensch bringt mit einem Hineinspringen bis zu einer Milliarde Bakterien in das Wasser", sagt Sommer. Krank wird aber im Normalfall niemand. Die Bäderverordnung sieht nämlich vor, dass diese Keime innerhalb von 30 Sekunden unschädlich gemacht werden müssen - dem Chlor sei dank.

Mangel an Alternativen

"Es gibt derzeit kein anderes Desinfektionsmittel, das das Chlor ersetzen könnte", stellt Sommer klar. Richtig angewendet sollte man Chlor auch kaum riechen. Starker Chlorgeruch deutet hingegen auf ein schlechtes Lüftungssystem oder ein nicht optimal funktionierendes Aufbereitungssystem zur Reinigung des Badewassers hin.

So streng wie in Österreich ist die Wasserqualität aber nicht in allen Ländern geregelt. Die häufigste Folge sind Ohrenentzündungen, Durchfall- und respiratorische Erkrankungen, oder die Schwimmbad-Konjunktivitis, eine bakterielle Bindehautentzündung, die nach dem Schwimmbadbesuch auftreten kann.

Andere, oft mit Schwimmbädern in Verbindung gebrachte Infektionen - etwa Warzen oder Pilze - haben aber nicht direkt mit der Qualität des Badewassers zu tun, betont Sommer. Diese werden nämlich meist über nasse Oberflächen übertragen – also wenn man in einem Hallenbad ohne Badeschlapfen unterwegs ist, sich auf nasse Flächen setzt oder für das Trocknen der Badekleidung die Wäscheschleudern vor Ort benutzt. Auch Blasenentzündungen können über diese nasse Flächen - aber nicht über das Badewasser - ausgelöst werden.

Kontrollierte Gewässer

Auch das Wasser natürlicher Badegewässer wie der Alten Donau oder des Neusiedlersees werden regelmäßig kontrolliert. Die Daten zur Wasserqualität können während der Badesaison online abgerufen werden. Bei Schotterteichen oder nicht ausgewiesenen Badestellen hingegen ist laut der Wasserhygienikerin Vorsicht geboten: Kontrollen der Wasserqualität gibt es dort nämlich nicht.

In natürlichen Gewässern, in denen es viele Wasservögel gibt, kann es bei hohen Temperaturen zu Fällen von Badedermatitis kommen, die zwar unangenehm, aber ungefährlich ist: Wasservögel, die mit Parasiten infiziert sind, scheiden deren Eier mit dem Kot aus. Die sich aus den Eiern entwickelnden Larven können sich in die Haut der Badegäste bohren und Juckreiz verursachen.

Vorsicht bei privaten Bädern

Wenig geschützt sind jene Badehungrigen, die sich in privaten Schwimmbädern abkühlen. Diese gibt es heute schon in jedem Baumarkt - und nicht immer werde dabei auf Qualität gesetzt, warnt Sommer: "Oft werden falsche Versprechungen gegeben und wasserhygienische Grundsätze mit Füßen getreten." Beispielsweise werde angepriesen, dass Salz das Chlor im Badewasser ersetzen kann - was keinen Schutz vor Infektionen bietet, weil Krankheitserreger auch im Meerwasser überleben können. (Franziska Zoidl, derStandard.at, 16.7.2014)