In China und Indien Standard, im Westen eine Seltenheit: Smartphones mit zwei SIM-Slots.

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Wer in Österreich in ein Elektronikgeschäft geht, findet dort üblicherweise ein recht breites Sortiment an Smartphones. Die Auswahl reicht üblicherweise vom billigen Einsteigertelefon bis zu aktuellen Flaggschiffen. Was die meisten Geräte eint: Sie haben nur einen SIM-Slot.

Einsatzmöglichkeiten

Ein Blick nach Asien offenbart das genaue Gegenteil. In China und Indien etwa sind Handys mit zwei SIM-Karten-Steckplätzen etablierter Standard. In Indien verrechnen Anbieter oft Zusatzgebühren bei einem Wechsel in einen anderen Bundesstaat, weswegen viele Menschen aus rein ökonomischen Gründen mehrere SIM-Karten mit sich führen. In China sind Vertragstarife generell nicht üblich.

Doch die Nutzung eines Dual-SIM-Geräts kann auch hierzulande Sinn ergeben. Offensichtlichster Einsatzzweck wäre etwa die Nutzung der privaten und beruflichen SIM-Karte in einem Telefon.

Sinnvolle Trennung

Profitieren kann man jedoch auch von der Trennung von Sprach- und Datentarif. Dies hat den Grund, dass zubuchbare Datenpakete pro Gigabyte üblicherweise deutlich mehr kosten, als die Verwendung eines reinen Datentarifs. Oft treffen integrierte Tarife, die Sprachminuten, SMS und Daten relativ gleichmäßig staffeln, auch den Bedarf nicht. Dazu zwei Tarifbeispiele.

Beispiel A1

Der Mobilfunker A1 bietet als günstigsten Tarif derzeit "A1 Basic" an. Dieser erlaubt dem Nutzer insgesamt einen Gesamtverbrauch von bis zu 1.000 Telefonieminuten und SMS (insgesamt) und kostet ohne Berücksichtigung der Servicepauschale 19,90 Euro pro Monat.

Das integrierte Datenvolumen von 100 MB reicht maximal für Messenger, E-Mails und etwas Websurfen. Wer mehr tun will, muss ohne Dual-SIM-Gerät auf einen der Smartphone-Tarife umsteigen. Hier kostet das günstigste Paket 34,90 Euro monatlich und bringt neben unlimitierter Telefonie und SMS einen GB Datenvolumen mit – für eine Preisidifferenz von 20 Euro sowie zweijähriger Bindung bei einem Vertragsgerät.

Virtuelle Provider wie eety, Delight Mobile, Lyca Mobile und Co. bieten Prepaid-Datenpakete bereits ab vier Euro pro Gigabyte, bei Aktionen fallweise auch günstiger. Mit einem Dual-SIM-Gerät ließe sich somit auf dem Handy mit wesentlich geringerem Aufpreis Internet nutzen. Einschränkend sei hierzu aber erwähnt, dass die Downloadbandbreite bei den meisten Prepaid-Angebote auf 3 bzw. 3,6 Megabit pro Sekunde beschränkt ist.b

Beispiel Telering

Sparpotenzial gibt es auch bei Diskontern aus, etwa am Beispiel von der T-Mobile-Marke Telering. Hier ermöglicht der 10-Euro-Tarif Mini Pur 1.000 Gesprächsminuten und 500 SMS für zehn Euro, sofern der Kunde ein eigenes Handy mitbringt. Datenvolumen ist nicht inkludiert. 15 bzw. 20 Euro kosten die nächsthöheren Stufen Max Pur und Mega Pur mit je 1.500 bzw. 2.000 Minuten und SMS sowie 1,5 bzw. zwei GB Datenpaket.

Hier bringt das Zubuchen von einzelnen GB per Prepaidkarte auch bei einem Preis von vier Euro pro GB vergleichsweise wenig Preisvorteil, wenngleich mangels Bindefrist und "Dosiermöglichkeit" immer noch mehr Flexibilität gegeben ist. Vielverbraucher profitieren allerdings bei Angeboten mit größerer Datenmenge.

So bietet etwa S-Budget-Mobile (ironischerweise ein Telering-Partner) einen reinen Internet-Prepaid-Tarif in Form der "S-Budget Internet SIM" an. Hier erhält man für 8,80 Euro sieben Gigabyte Datenvolumen mit einem Durchsatz von maximal 3,6 Mbps, was einem Preis von rund 1,26 Euro pro GB entspricht. Telering selbst bietet mit dem bindungsfreien Tarif Willi 5 drei GB Datenvolumen für fünf Euro und mit Willi 9 neun GB Datenvolumen für neun Euro, wobei letzterer eine Bandbreite von 7,2 Mbps ermöglicht.

Damit ließe abseits der Nutzung des Internets am Handy etwa auch unterwegs der Laptop tethern, ohne beim Ansehen von ein paar Youtube-Videos sofort Sorge ums Datenguthaben haben zu müssen.

Wenig Smartphone-Auswahl

Bleibt die Krux mit dem Endgerät: Wer mit einem Einsteiger- oder Mittelklassegerät zufrieden ist, wird auch in Deutschland und Österreich fündig. Zu den besseren Modellen zählen hier bereits das Liquid E3 Plus von Acer, Sonys Xperia M2, LGs Pro Lite und mehrere Modelle des französischen Anbieters Wiko. Mit dem Lumia 630 ist auch ein Windows Phone mit zwei SIM-Slots erhältlich.

Ein Lichtblick ist allerdings das neue Moto G von Motorola. Das Gerät merzt mit einer deutlich verbesserten Kamera die größte Schwäche seines Vorgängers aus und lässt sich, etwa über Amazon, problemlos als Dual-SIM-Gerät beziehen. Motorola hat sich in den vergangenen Monaten auch mit besonders schnellem Update-Support hervorgetan und Android 5.0 "Lollipop" für das Moto G bereits angekündigt.

Highendgeräte nur per Import

Wer nach einem Highend-Gerät sucht, wird wohl oder übel zum Import greifen müssen. Lenovo führt etwa das Vibe Z im Programm. Das Gerät mit 5,5-Zoll-Display nutzt als Basis Qualcomms Snapdragon 800 und bietet insgesamt Hardware auf dem Niveau des Nexus 5 sowie eine hervorragende Kamera – allerdings erfordert die Einpflege der nicht standardmäßig installierten Google Apps auf dem Android-Gerät Vorkenntnisse.

ZTE pflegt seine Nubia-Reihe, deren jüngste Generation Z7 mit aktueller Hardware auf dem Niveau bekannter Spitzengeräte glänzt. Für Sie sind bereits erste Custom ROMs auf Basis der alternativen Android-Firmware Cyanogenmod verfügbar. Daneben gibt es noch eine Flut von aktuellen chinesischen Handys auf Basis von Mediatek-Chips, die Mittelklasse-Performance für 100 bis 200 Euro bieten.

Auch von flotten Marken-Smartphones wie dem Galaxy S5 existieren Dual-SIM-Varianten. Auch diese müssen allerdings aus Asien importiert werden, da die Hersteller sie nicht am europäischen Markt anbieten. Sie kosten dazu meist auch deutlich mehr als ihre "Geschwister" mit nur einem Kartenslot.

Unproblematische Konfiguration

Die Konfiguration von Android-Geräten mit zwei SIM-Slots ist übrigens einfach. In den Einstellungen kann der Nutzer entscheiden, welche SIM-Karte er jeweils für Sprachtelefonie, SMS und Internetverbindungen verwenden möchte. Es lässt sich in der Regel auch festlegen, im Einzelfall stets vom System gefragt zu werden. (Georg Pichler, derStandard.at, 01.11.2014)