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Die "Damas de Blanco" marschieren jeden Sonntag durch Havanna.

Foto: EPA/ALEJANDRO ERNESTO

Havanna - Die kubanischen Sicherheitsbehörden haben rund hundert Teilnehmerinnen einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Havanna festgenommen. Die oppositionellen "Damen in Weiß" hatten "Freiheit! Freiheit!" skandiert und ließen sich widerstandslos festnehmen, als Polizisten und Zivilbeamte sie in Bussen wegbrachten.

Ungefähr genauso viele RegierungsanhängerInnen feierten den Abtransport der Demonstrantinnen mit Sprechchören, in denen sie Staatschef Raul Castro und seinen Bruder, den kubanischen Revolutionsführer Fidel, hochleben ließen.

Geduldete Demonstrationen

Die "Damen in Weiß" sind die einzige Oppositionsbewegung Kubas, deren Demonstrationen von der Regierung geduldet werden. Festnahmen sind daher selten. Die im Jahr 2003 von Ehefrauen und Angehörigen politischer Gefangener gegründete Gruppe marschiert jeden Sonntag nach einer gemeinsamen Kirchenmesse mit Erlaubnis der kommunistischen Regierung durch Havanna. Vor ihrer Festnahme waren die Frauen allerdings diesmal von der üblichen Oppositionsroute abgewichen.

"Die 'Damen in Weiß' wachsen und bauen ihren gesellschaftlichen Rückzug aus", sagte der Dissident Manuel Cuesta Morua. Das sei "sehr gefährlich für die Legitimität" der Regierung. Der Regierungskritiker Guillermo Farinas bestätigte diese Einschätzung und sprach ebenfalls von einer offensichtlichen Abschreckungsaktion.

20. Jahrestag eines Fluchtversuchs

Der Marsch am Sonntag fiel zeitlich zusammen mit dem 20. Jahrestag eines Fluchtversuchs mit einem tödlichem Ende: 1994 hatten 37 Menschen versucht, Kuba mit einem Boot zu verlassen. Ihr Gefährt wurde jedoch von vier kubanischen Booten abgefangen und sank nach Angaben von Augenzeugen, nachdem es gezielt gerammt und mit einem Wasserwerfer beschossen worden war. Alle InsassInnen starben, darunter zehn Kinder. Während die Angehörigen Kubas Staatsführung verantwortlich machten, sprach diese von einem Unfall. (APA, 14.7.2014)