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Vier.

AP/Ammar

Deutsche und argentinische Fans in Wien.

Von Usslar/Puktalovic

Rio de Janeiro – Das dritte Finalduell zwischen Deutschland und Argentinien nach 1986 und 1990 begann gewissermaßen ausgeglichen. Beide Trainer hatten eine wichtige Kraft zu ersetzen. Alejandro Sabella musste weiterhin auf Ángel di María wegen einer Oberschenkelverletzung verzichten, Joachim Löw büßte Minuten vor dem Anpfiff Sami Khedira wegen einer Wadenblessur ein. Ihn ersetzte der Mönchengladbacher Christoph Kramer.

Am 23-Jährigen lag es dann nicht, dass der Favorit im achten deutschen WM-Finale vor 74.000 Zusehern im Maracanã seiner Rolle nicht gleich gerecht werden konnte. Die Argentinier begannen ihr fünftes Endspiel nämlich giftig, konterten aus ihrer schon gegen die Niederländer bewährten, tief stehenden Abwehr heraus. Besonders agil wirkte Ezequiel Lavezzi, aber auch Lionel Messi lief deutlich mehr als in den Spielen zuvor und testete Mats Hummels auf Schnelligkeit.

Auf deutscher Seite blieb es bei Ansätzen, Kramer traute sich einiges zu, musste aber, von Ezequiel Garays Schulter schwer am Kopf getroffen, benommen zu Boden. Der junge Mann bekam wohl gar nicht mit, wie Toni Kroos mit einem wirren Kopfball Richtung eigenes Tor Higuaín einsetzte, der aber völlig alleinstehend überhastete und an Manuel Neuers Tor vorbeischoss (21.).

Hart

Löw musste dann Kramer vom Feld holen, ersetzte ihn offensiv durch André Schürrle und baute seine Defensive etwas um. Als Messi Higuaín mit einem Traumpass bediente, klappte die Abseitsfalle dennoch. Der Stürmer netzte zwar, jubelte aber ebenso vergebens wie euphorisch (30.).

Die Deutschen versuchten auch mit Härte wieder in Tritt zu kommen, Schiedsrichter Nicola Rizzoli – der 42-jährige Architekt aus Bologna pfiff sein viertes Spiel dieser WM, das dritte mit Argentinien – stellte dies aber mit Gelben gegen Schweinsteiger und Benedikt Höwedes flott ab. Nicht eingreifen musste er bei einem Vorstoß Messis, der sich in einem Duell mit Hummels im Strafraum gewiss erfolgsversprechend fallen lassen hätte können, aber den Abschluss suchte. Jérôme Boateng rettete. Dennoch hätte Deutschland führend in die Pause gehen können, denn Höwedes traf nach einer Kroos-Ecke mit mächtigem Kopfball die Stange (45.).

Ein Flitzer, keine Tore

Zur Pause ging Lavezzi angeschlagen ab, fortan ritt Sergio Agüero. Und Messi enteilte nach Pass von Lucas Biglia einmal mehr Hummels, schoss aber knapp am langen Eck vorbei (47.). Zehn Minuten später hätte es Elfmeter geben müssen, als Neuer den mit einem weiten Pass entsandten Higuaín im Strafraum umrammte. Rizzoli, von seinem Assistenten völlig in Stich gelassen, entschied sogar auf Foul des zu Recht empörten Argentiniers.

Deutschland dominierte zwar in puncto Ballbesitz, kam aber gegen die konzentrierte Deckung der Albiceleste kaum an. Das zähe Ringen, durch den Auftritt eines Flitzers kurz aufgelockert, bewegte sich auf die Verlängerung zu. Löw erfrischte sein Team mit Mario Götze (88.), und Klose verabschiedete sich. Eine weitere WM wird es für den 36-jährigen Rekordschützen nicht geben – aber, das konnte Klose da noch nicht wissen, einen WM-Titel.

Götze und der Jubel

Die Verlängerung kam, und die  Vorsicht wich ein wenig. Ein Elferschießen wollten sichtlich beide Teams nicht. Erst scheiterte Schürrle an Sergio Romero (92.), dann konnte Rodrigo Palacio einen Patzer von Hummels nicht nützen (97.). Die fortschreitende Ermattung ereilte auch Referee Rizzoli, der nach Fouls der verwarnten Javier Mascherano und Agüero, der Schweinsteiger ein Cut schlug, Ampelkarten zeigen hätte sollen. Löw und die deutsche Bank kochten, der Frust wich aber grenzenlosem Jubel, als Schürrle Götze fand, der sich den Ball mit der Brust stoppte und im Fallen an Romero vorbei volley netzte (113.). Und als Messi einen Freistoß in der Nachspielzeit vergab, war der erste europäische Weltmeister in Amerika fix. (red. DER STANDARD, 14.07.2014)

Fußball-WM 2014 in Brasilien, Finale:
Deutschland – Argentinien 1:0 n. V. (0:0). Rio de Janeiro, Maracanã, 74.738 Zuschauer, SR Rizzoli (ITA)

Tor: 1:0 (113.) Götze

Deutschland: Neuer – Lahm, Boateng, Hummels, Höwedes – Kramer (32. Schürrle), Schweinsteiger, Kroos – Müller, Klose (88. Götze), Özil (120. Mertesacker)

Argentinien: Romero – Zabaleta, Demichelis, Garay, Rojo – Lavezzi (46. Aguero), Biglia, Mascherano, Perez (86. Gago) – Messi, Higuain (78. Palacio)

Gelbe Karten: Schweinsteiger, Höwedes bzw. Mascherano, Aguero