Toni Collette.

Foto: ORF/Tele München

Es gibt Geschichten, die das Leben schreibt. Und es gibt Geschichten, die Jerry Bruckheimer produziert hat. So eine ist Hostages, die mittlerweile eingestellte Serie aus dem Hause CBS, die heute, Montag, auf ORF 1 startet.

Ellen Sanders (Toni Collette) und ihre Familie werden da im eigenen Haus als Geiseln genommen. Sie ist nämlich eine so erfolgreiche Chirurgin, dass sie den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika operieren soll. In bemerkenswert konsequenter Umsetzung reaktionärer Mythen wird der Erfolg der Frau zur Strafe für die ganze Familie. Sie werden Geiseln, weil Ellen den Präsidenten töten soll. Sonst sterben sie.

Bemerkenswert krank

Das ist an sich schon bemerkenswert krank. Aber es geht noch weiter: Die Entführer wissen alles, wirklich alles über die Familie und haben ihre Leute überall, wirklich überall sitzen. Eine Ausweglosigkeit Kafka'scher Dimensionen.

Es ist ein sehr amerikanischer Kafka. Überwachungsbilder sind Stilmittel, und am Küchentisch muss Mama ihrem Nachwuchs GPS-Sender einpflanzen. Das tut weh.

Kuh for President

Trotzdem gibt es gute Gründe, sich diesen Mumpitz anzuschauen. Die Serie bildet nahezu perfekt die amerikanische Psyche ab - zumindest so, wie man sie sich hierzulande vorstellt: Der Präsident als heilige Kuh, die gleichwohl geschlachtet werden muss. (Jerry Bruckheimer ist, by the way, Mitglied der Republikanischen Partei).

Zudem: die Paranoia, mit der man Eindringlinge im eigenen Heim fürchtet. Und natürlich: Helden! Duelle! Toni Collette, wie sie Entführer Dylan McDermott via Fernsehbildschirm direkt in die Augen sieht und sagt, sie gebe so schnell nicht auf. Überhaupt: Toni Collette. Sie ist eigentlich Grund genug. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 14.7.2014)