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Im 1956 eröffneten und schon mehrmals um- und ausgebauten Luschniki-Stadion zu Moskau wird die WM 2018 begonnen und finalisiert. Bis Frühjahr 2017 wird es neuerlich renoviert und seine Kapazität um 3000 auf 81.000 Plätze reduziert.

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Rio de Janeiro / Moskau - Witali Mutko weiß, was ihn erwartet. "Ab Montag werden alle Augen auf uns gerichtet sein", sagte der russische Sportminister während einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro, wo er das Konzept der WM 2018 vorstellte. Die Vorbereitungen laufen, vom 8. Juni bis 8. Juli soll zwischen Sankt Petersburg im Norden und Sotschi im Süden, zwischen Kaliningrad im Westen und Jekaterinburg im Osten ein Fest der Superlative steigen. Dafür wird kräftig investiert.

665 Milliarden Rubel, also rund 14,3 Milliarden Euro, stehen den Organisatoren zur Verfügung, teils staatliche, teils private Mittel. Die Hälfte des Geldes geht in die Verkehrsinfrastruktur. Flughäfen werden modernisiert, schnelle Bahnverbindungen und neue U-Bahnen gebaut. Für den Neu- und Umbau der zwölf Stadien in den elf Spielorten (zwei Arenen in Moskau) sowie unter anderem 113 neue Trainingsplätze wird mit 3,75 Milliarden Euro gerechnet. Teurer war eine WM noch nie. Die Gesamtinvestitionen könnten schließlich doppelt so hoch sein wie in Brasilien.

Keine Fifa-Zweifel

Russland rüstet und erhält geradezu überschwängliches Lob vom Weltverband Fifa. "In Russland hat man sich gleich mit vollem Einsatz in die Arbeit gestürzt. Ich bin sehr zufrieden mit dem aktuellen Stand der Dinge. Wir haben keine Zweifel daran, dass die WM ein großartiger Erfolg wird", sagte Präsident Joseph S. Blatter, dem die Verzögerungen in Brasilien Nerven gekostet hatten.

Dass Russland die WM stemmen kann, hat es erst im Februar bei den Olympischen Winterspiele in Sotschi gezeigt. Am Schwarzen Meer herrschten hochgelobte Rahmenbedingungen für die Athleten. Die Sportstätten waren perfekt, die Wege kurz und die Organisation stimmte. "Das war eine große Erfahrung für uns, wir haben viel daraus gelernt", sagte Mutko. Das Ziel für die WM sei darüber hinaus, "Russland in allen Facetten zu zeigen".

Mehr als eine Million Gäste sollen die Möglichkeit haben, "verschiedene Ecken Russlands zu sehen und viele Aspekte der Kultur zu erfahren". Entsprechend weit sind die Wege, zwischen Jekaterinburg und der Enklave Kaliningrad liegen 2500 Kilometer. Immerhin werden Inhaber von Eintrittskarten kostenlos mit Bussen und Zügen zwischen den Spielorten reisen, versicherte OK-Chef Alexej Sorokin. Das war auch Bestandteil der Bewerbung.

Russland hatte sich mit seinem Konzept am 2. Dezember 2010 bei der Abstimmung in Zürich gegen England sowie die Bewerbungen von Spanien/Portugal und Niederlande/Belgien durchgesetzt.

Kleine Fifa-Zweifel

Allerdings ist die Skepsis gegenüber Russland nicht erst seit der Krim-Krise groß. Die Euphorie unter den Zuschauern in Sotschi hielt sich in Grenzen, zudem gab es weltweite Kritik wegen Umweltsünden, Menschenrechtsverletzungen und Korruption. Um den nun abdankenden Gastgeber Brasilien zu schützen, hatte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke versichert, dass es auch in Russland Probleme geben werde. Vielleicht andere als die Demonstrationen und Unruhen in Südamerika, aber sie würden kommen.

In russischen Stadien ist Fremdenfeindlichkeit an der Tagesordnung. Von der von der hohen Politik geschürten Homophobie in der Gesellschaft ganz zu schweigen. Zudem wartet man auf die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses der Fifa-Ethikkommission im Zusammenhang mit der umstrittenen WM-Doppelvergabe an Russland und Katar (2022).

Keine Fifa-Fragen

Sorgen macht sich Sportminister Mutko deshalb nicht: "In der Untersuchung werden keine Fragen zu Russland gestellt, da bin ich mir sicher", sagte der Politiker, der auch im Fifa-Exekutivkomitee sitzt. Auch die Ukraine-Krise störe die Vorbereitungen nicht.

Blatter schiebt die Verantwortung bei den Themen Homophobie und vor allem Fremdenfeindlichkeit von sich und verweist auf auf Fifa-Kampagnen ("Say No To Racism"). Im Übrigens sei das aber eine Frage der Erziehung, nicht des Fußballs. "Die Klubs müssen selbst einen Teil der Verantwortung für diese Erziehung übernehmen. Man kann nicht einfach die gesamte Verantwortung auf die Fifa abschieben." Mutko: "Wir haben kein größeres Problem mit Rassismus als andere Länder, vielleicht sogar weniger." (sid, lü, DER STANDARD, )