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Nur Weltmeister dürfen die Fifa World Cup Trophy liebkosen.

Foto: apa/epa

Wer diese Trophäe stemmen will, braucht nicht nur außerordentliche fußballerische Fähigkeiten, ähnlich begnadete Kollegen und Glück, er braucht auch einen Ärmel. Schließlich wiegt das 36,8 Zentimeter hohe Stück 6175 Gramm, was sich daraus erklärt, dass es aus 18-karätigem Gold gefertigt ist - mutmaßlich allerdings nicht massiv, sonst wäre es noch viel schwerer.

Die Sockelzierde aus Malachit fällt fast nicht ins Gewicht - auch nicht was den Materialwert betrifft, der mit der Weltlage, und also dem Goldpreis, schwankt. Derzeit geht's je nach Sichtweise wieder bergab (Weltlage) oder bergauf (Goldpreis), weshalb der Kapitän der siegreichen Mannschaft am Sonntagabend ein Stück aus Dilma Rousseffs Händen in die Finger bekommt, das unter Metallhändlerbrüdern etwa 115.000 Euro wert ist. Als Deutschlands Kapitän Franz Beckenbauer die Trophäe 1974 in München als Erster stemmen durfte, war sie inflationsbereinigt etwas mehr als 24.000 Euro wert, was jetzt auch nicht unbedingt für die Entwicklung seither spricht.

Natürlich gab es auch vor 1974 Weltmeister, insgesamt neun. Gewonnen haben sie aber die Coupe Jules-Rimet, benannt nach einem weitaus verehrteren Vorgänger von Fifa-Präsident Joseph Blatter. Dieser vergleichsweise billige Silberpokal mit Lapislazulischmuck in Form der griechischen Siegesgöttin Nike ging nach dem dritten Titelgewinn der Brasilianer 1970 in Mexiko in deren Besitz über. Schon einmal, vor der WM 1966, gestohlen, aber wieder aufgetaucht, kam die Coupe Jules-Rimet in Rio de Janeiro dann endgültig abhanden.

Der Fußballweltverband gab nicht nur einen neuen Pokal in Auftrag, der nach einem Entwurf des Italieners Silvio Gazzaniga in der Mailänder Manufaktur GDE Bertoni gefertigt wurde. Sie beschloss auch, ihn in Hinkunft zu einem Wanderpokal zu machen. Das Original ist in der Fifa-Zentrale auf dem Zürichberg zu Hause und verreist gut behütet nur alle vier Jahre. Die Weltmeister bekommen nach Liebkosung des Originals, das, geputzt und gewienert wieder in die Schweiz reist, lediglich Kopien aus vergoldeter Bronze.

Der Originalpokal, der zwei Fußballer darstellt, die die Weltkugel stemmen, ist zwar nicht so attraktiv wie Gisele Bündchen, die ihn am Sonntag ins Maracanã geleitet, einen ordentlichen Namen hätte er aber schon verdient. Fifa World Cup Trophy ist jedenfalls ziemlich frugal. Möglich, dass Herrn Blatter etwas einfällt. (Sigi Lützow - DER STANDARD, 12.7. 2014)