Die Morde an orthodoxen jüdischen Schülern und der furchtbare Rachemord (lebendig Verbrennen) an einem palästinensischen Jugendlichen aus Ostjerusalem sind Symbol für die Hoffnungslosigkeit der Situation zwischen Israelis und Palästinensern.

Alles, was damit zusammenhängt, ist auch Tagesgespräch bei uns. In dieser mit Ressentiments aufgeladenen Atmosphäre bringt es die Massenzeitung Krone (wieder) zusammen, einen noch gehässigeren Ton hineinzubringen.

Der langjährige außenpolitische Ressortleiter Kurt Seinitz schrieb anlässlich des abscheulichen Rachemords an dem palästinensischen Jugendlichen durch jüdische Rechtsextremisten, israelische Regierungen hätten viel zu lange geschwiegen, was das "giftige Natterngezücht" der jüdischen Siedler im besetzten Westjordanland betrifft.

"Natterngezücht" - da liegt eine Emotion drin, deren Wurzeln hinterfragenswürdig sind, noch dazu in der Krone mit ihrer einschlägigen Geistesgeschichte. Richtig ist, dass extremistische Kräfte eine für Israels Demokratie gefährliche Rolle spielen. Richtig ist aber auch, dass der Antisemitismus recht oft im Gewand scheinbar "berechtigter" Israelkritik daherkommt. Das ist ausreichend dokumentiert.

Fundierte, von Verständnis für die Situation getragene Kritik an unheilvollen Entwicklungen in Israels Politik und Gesellschaft ist legitim. Blankes Ressentiment ist es nicht. (DER STANDARD, 12.7.2014)