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Das Unternehmen Hobby Lobby verkauft Bastelbedarf und ist einer der größten Spender für evangelikale Organisationen.

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David Green, der Hobby-Lobby-Gründer, gemeinsam mit seiner Frau Barbara.

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Hobby Lobby Case

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Die Familie Green: Hobby Lobby ist zu 100 Prozent in ihrem Besitz. David Green in der Bildmitte in einem rosa Hemd.

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Renato Cardoso

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Protest gegen die Entscheidung des US-Höchstgerichts im Fall Hobby Lobby.

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David Green ist Unternehmer. Und evangelikaler Christ. Zwei Dinge, die für ihn nicht auseinanderzuhalten sind. Die Familie Green ist Eigentümer der Firma Hobby Lobby, die Amerika seit mehr als 40 Jahren mit Bastelbedarf versorgt. Und: Die Greens sind einer der größten Spender für christlich-evangelikale Organisationen in den USA.

Zu sagen, Green engagiere sich für die christlich-evangelikale Bewegung in den USA, ist beinahe ein wenig kurz gegriffen. Für ihn bestimmen die Vorgaben seines Glaubens sein unternehmerisches Leben. "Du kannst kein Wertesystem am Sonntag haben und die anderen sechs Tage nicht danach leben", sagt Green über sich selbst.

Religion und Verhütung

Eine Entscheidung des US Supreme Court brachte das Unternehmen in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen. Hobby Lobby hatte gegen die Vorgabe geklagt, im Rahmen der Versicherung seiner Angestellten auch die Kosten für bestimmte Verhütungsmittel zu übernehmen. Diese Bestimmung würde der religiösen Einstellung der Unternehmerfamilie widersprechen. Das Höchstgericht hat Ende Juni im Sinn von Hobby Lobby entschieden.

Unternehmerisch ist Hobby Lobby äußerst erfolgreich. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" reiht Hobby Lobby mit rund 3,3 Milliarden Dollar Umsatz auf Platz 137 der größten US-Konzerne.

Gesetzgebung beeinflussen

Hobby Lobby spendet rund die Hälfte des Vorsteuergewinns evangelikalen Organisationen, Kirchen und Vereinen. Einige davon verfolgen auch dezidiert politische Ziele. Das Magazin "Salon" hat die von Green ausgehenden Geldflüsse unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Mit Hobby Lobby verbundene Unternehmen gehören zu den größten Geldgebern der National Christian Foundation (NCF).

Diese Stiftung verteilt die Summen ihrer Geldgeber weiter an meist christlich-evangelikale Organisationen. Darunter auch Gruppen, die direkt versuchen, auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. In einem konkreten Fall floss Geld von Hobby Lobby an Interessengruppen im Bundesstaat Arizona, die beispielsweise versuchen, Rechte von Homosexuellen einzuschränken und Abtreibungen schwerer zugänglich zu machen. Obwohl sich einige der Positionen Greens mit den Republikanern überschneiden, unterstützt die Familie keine Politiker direkt - zumindest ist darüber nichts bekannt.

Am Sonntag geschlossen

Der 72-jährige Selfmade-Millionär aus Oklahoma-City, der in den 1970er-Jahren mit dem Verkauf von Bilderrahmen vom Familienwohnzimmer aus den Grundstein für sein Vermögen legte, sieht in seinem Erfolg göttliches Wirken, das ihn zu bestimmten Dingen verpflichtet. Zum Beispiel dazu, die 579 Hobby-Lobby-Filialen am Sonntag geschlossen zu halten, damit die 23.000 Mitarbeiter sich dem Gottesdienst und der Familie widmen können.

Green entlohnt seine Angestellten derzeit auch 90 Prozent über dem Mindestlohn. Mit diesen für die USA ungewöhnlichen Entscheidungen nimmt er bewusst einen geringeren Gewinn in Kauf – allerdings bleibt noch genug vom Kuchen, das gezielt an evangelikale Einrichtungen verteilt wird.

Eine Universität und ein Gelöbnis

Die Familie Green unterstützt auch evangelikale Schulen und Universitäten. Das bisher größte Investment mit insgesamt 70 Millionen Dollar war der Kauf der in Oklahoma ansässigen, schwer verschuldeten Oral Roberts University im Jahr 2007. Green hat den Verwaltungsrat der Universität ausgetauscht und seinen Sohn Mart zum Vorsitzenden erklärt.

Laut Beschreibung auf der Website ist die Universität überkonfessionell. Die Studenten müssen zu Studienbeginn ein Gelöbnis unterzeichnen, in dem sie sich verpflichten, nicht zu rauchen, nicht zu trinken, keine Drogen zu nehmen und auch keine ungesetzlichen oder der Heiligen Schrift widersprechenden sexuellen Praktiken auszuüben. Darunter fallen laut dem College auch Homosexualität und Sex außerhalb der Ehe. Eine von Greens Enkelinnen hat soeben ihre Ausbildung dort abgeschlossen.

Digitale Verbreitung der Bibel

Außerhalb der USA unterstützt Green die Verbreitung christlicher Schriften. Insgesamt sollen mit seiner finanziellen Hilfe schon mehr als 1,4 Milliarden Ausgaben christlicher Literatur in mehr als hundert Ländern verteilt worden sein – die meisten davon in Asien und Afrika. Aber weil die Digitalisierung auch vor religiösen Schriften nicht haltmacht, unterstützt Green die Bibel-App Youversion, die rund 300 Ausgaben in 144 Sprachen mobil verfügbar macht. Downloads bisher: rund 146 Millionen.

Ein Museum in Washington

Greens Begeisterung für die Heilige Schrift soll sich nun auch in einem Bauwerk manifestieren. 2012 hat er um 50 Millionen Dollar ein Grundstück in Washington D.C. gekauft, auf dem bis 2017 ein der Bibel gewidmetes Museum entstehen soll. Dort will Green seine persönliche Sammlung biblischer Schriften ausstellen. Darunter eine handillustrierte Ausgabe des Neuen Testaments von Martin Luther. Auch Szenen bekannter biblischer Geschichten sollen nachgestellt werden, etwa die siebentägige Entstehungsgeschichte der Erde - die Evolution wird dabei nicht erwähnt.

"Wie die Leute das interpretieren, bleibt ihnen überlassen – wir werden das nicht machen. Wenn andere ein Museum machen wollen, das einen anderen Weg nimmt, bleibt das ihnen überlassen." Das sagt Cary Summers, der Chefplaner des Museums, in einem Bericht von "New Republic". Jemand anderer hat das bereits gemacht, wie der "New Republic"-Autor anmerkt: das Naturgeschichtliche Museum, nur wenige Häuser entfernt. (mka, derStandard.at, 11.7.2014)