Die radikalen Palästinenser können Israel nicht besiegen, und die Israelis können die radikalen Palästinenser nicht besiegen. Von "Frieden" reden wir gar nicht, den wollen entscheidende Hardliner-Minderheiten auf beiden Seiten nicht. Sieht also so aus, als würde das auf ewig so weitergehen - Morde an Zivilisten und Terroranschläge auf der einen, Luftangriffe mit zivilen Opfern auf der anderen Seite.

Selbst wenn Israel in Gaza einmarschiert, wird das nicht den Terror zum Schweigen bringen (frühere Invasionen konnten das auch nicht). Die Palästinenser (im Westjordanland und in Gaza) bleiben so auf unabsehbare Zeit in Geiselhaft radikaler Gruppierungen, die manchmal den Eindruck erwecken, es ginge ihnen nicht um einen Befreiungskampf, sondern um Gewalt um der Gewalt willen.

Die Israelis sind in der Geiselhaft von radikalen Gruppen, die die Besatzung niemals aufgeben und letztlich die "umstrittenen Gebiete" (Umdefinierung des Begriffs "besetzte Gebiete") annektieren wollen.

Inzwischen sterben Unschuldige auf beiden Seiten. Eine unhaltbare Situation, die trotzdem ein sehr langes Leben zu haben scheint. Die Idee, es statt mit Terror einmal mit massenhaftem gewaltlosem Widerstand, mit zivilem Ungehorsam, mit Bürgerprotesten gegen die Besatzung und Besiedelung zu versuchen, ist den Palästinensern noch nicht gekommen. Obwohl es etwa in Osteuropa vor 25 Jahren funktioniert hat. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 11.7.2014)