Im Essl-Museum kommentierte man die Verkaufsvollmacht, die Baumax-Eigentümer Karlheinz Essl für seine Kunstsammlung gab, am Mittwoch gelassen: Die Stimmung in Klosterneuburg sei entspannt. Das muss nicht unbedingt stimmen. Denn ein Museum ohne Exponate wird nicht lange den Betrieb aufrechterhalten können.

Entspannt kann man den Schritt, zu dem Essl sich schweren Herzens entschloss, trotzdem sehen. Kein Gläubiger wird so töricht sein, die Sammlung mit 1700 Werken internationaler Künstler und 3200 Werken von Österreichern auf einmal auf den Markt zu werfen. Denn dann würde der Preis etlicher Künstler tatsächlich in den Keller fallen - und man würde für diverse Blöcke nur einen Bruchteil der einstigen Ankaufskosten erzielen. Das Versilbern wird also, sofern Essl die Sammlung nicht in Bausch und Bogen verkaufen kann oder konnte, peu à peu erfolgen.

Und selbst wenn man in einer monströsen Auktion alle Werke verschacherte: Dass Künstler in ihrer Existenz gefährdet würden, wie Essl behauptet, ist nicht zu erwarten. Maria Lassnig, Friedensreich Hundertwasser, Alfred Hrdlicka und viele weitere Österreicher, die Essl sammelte, sind tot. Andere haben keinen Marktpreis, der extrem fallen könnte. Notfalls müssen eben die Galerien, die mit Essl gute Geschäfte machten, die Werke ihrer Künstler zurückkaufen. Und wenn die Republik billig Sammlungslücken schließen könnte: Dann soll es auch recht sein. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 10.7.2014)