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Batista geht mit verkauften Träumen unter.

Foto: apa/epa/carneri

Multimilliardär, Entrepreneur, smarter Geschäftsmann mit goldenem Händchen für prestigeträchtige Projekte: Lange Zeit galt der Unternehmer Eike Batista als der unangefochtene König von Rio de Janeiro. Er setzte sich maßgeblich dafür ein, dass Brasilien den Zuschlag für die WM und seine Heimatstadt Rio für die Olympischen Spiele 2016 bekamen. Mit Milliardenprojekten wollte er die heruntergekommene Metropole am Zuckerhut aufmascherln. Er schob den Bau eines neuen Jachthafens an und begann, die im Schmutz versunkene Lagune Rodrigo de Freitas, wo die olympischen Ruderwettbewerbe stattfinden sollen, ökologisch zu sanieren. Für Batista schien nichts unmöglich. Das traditionsreiche Hotel Gloria, ehemals ein Treffpunkt der internationalen Boheme, wollte er zu Brasiliens erster Fünf-Sterne-Herberge umbauen lassen. Bereits zur WM sollte es im alten Glanz erstrahlen. "Ich setzte Maßstäbe", sagte Batista gerne.

Doch die Krönung war der umstrittene Gewinn der Ausschreibung für das renovierte Maracanã-Stadion Anfang Juni vergangenen Jahres. Zusammen mit der Baufirma Odebrecht und dem Energieanbieter AEG erhielt Batistas Sportfirma IMX den Zuschlag für die kommenden 35 Jahre. Für den Fußballfan und einstigen Speedbootfahrer war das ein Coup mit mehr als symbolischem Wert. Pro Jahr erhält der Bundesstaat Rio de Janeiro von den Betreibern umgerechnet 1,8 Millionen Euro Miete, ein Schnäppchen im Vergleich zu den erwarteten Einnahmen nicht nur aus der WM. Die Empörung nach Erteilung der Lizenz war groß. Immerhin war im Vorfeld von mindestens 2,3 Millionen Jahresgebühr und Millioneninvestitionen in weitere Sportstätten die Rede. Anrainer protestierten gegen den Ausverkauf des 1950 erbauten Wahrzeichens von Rio. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, aber nur kurz.

Schon damals gab es Anzeichen, dass das Batista-Imperium die Stabilität eines Kartenhauses haben könnte. Seine Ölfirma OGX produzierte weniger als erwartet, die Aktien waren von 2008 bis Mai 2013 um 80 Prozent gefallen. Mit gewagten Spekulationen zwischen seinen zur Holding EBX gehörendem Konglomerat aus Minen-, Öl- und Energieunternehmen konnte Batista Zahlungsschwierigkeiten immer wieder ausbalancieren - allerdings nur für kurze Zeit. Im Oktober 2013 reichte der Ölkonzern einen Insolvenzantrag ein. Das Unternehmen hatte Schulden in Höhe von 5,1 Milliarden Dollar. Seitdem versucht Batista, die verbliebenen profitträchtigen Firmenzweige zu verkaufen. Das Hotel Gloria ging an für 200 Millionen Reais an eine Schweizer Immobiliengruppe. Die Arbeiten an dem Jachthafen wurden gestoppt, ebenso an der Sanierung der Lagune.

Verkaufte Träume

Einzig das Maracanã bleibt Batista noch, auch wenn die Firma IMX zum Verkauf stehen soll. Während der WM ließ sich der 57-jährige Carioca bei den Spielen in seiner Vorzeigearena nicht sehen. In einem Interview machte er lediglich klar, dass er keine Angst vor dem Insolvenzverfahren und den damit verbundenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft habe. "Er hat Träume verkauft und geht mit seinen Träumen unter", sagte Brasiliens ehemaliger Zentralbankpräsident Arminio Fraga zum Sturz des Multimilliardärs.

Im Auftreten jovial und nett im Umgang entsprach Batista so gar nicht dem Klischee des einflussreichsten Unternehmers. Seine deutsche Mutter habe ihm Tugenden wie Fleiß und Ausdauer beigebracht, sagt er. Vom brasilianischen Vater habe er den Sinn fürs Geschäft. Mit Goldminen verdiente er nach dem Ingenieurstudium in Deutschland die erste Million.

Lange Zeit führte der charismatische Tausendsassa auch die Promi-Schlagzeilen an. Seine skandalträchtige Ehe mit einer Sambatänzerin war wie sein ausschweifender Lebensstil ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse. Inzwischen schützt Batista sein Privatleben. Lediglich der von seinem Sohn 2012 verursachte Unfalltod eines Radfahrers ging noch einmal durch die Medien. Nach dem Bankrott seiner Firmengruppe zog er sich weitgehend aus dem gesellschaftlichen Leben zurück - und verhandelt mit Gläubigern. (DER STANDARD - 9.7. 2014)