Die Tiroler FPÖ fordert die Bürger auf, Bettlern nichts mehr zu geben.

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Mit den neuen Erkenntnissen könne er nun die Gutmenschen mit Fakten widerlegen, sagt Rudolf Federspiel, Klubobmann der Tiroler FPÖ, und grinst zufrieden. Er und andere freiheitliche Funktionäre hatten - angeblich auf ihre eigenen Kosten - einen Privatdetektiv engagiert, der die Tiroler Bettelszene auskundschaften sollte. Nach einer zweimonatigen Recherche präsentieren die Blauen nun einen "umfassenden Bericht" und "zahlreiche bildliche Nachweise gewerbsmäßiger Bettelei", wie sie sagen.

Überraschend sind weniger die Ergebnisse der Ermittlungen als der Schluss der Freiheitlichen: "Ich bin mir jetzt sicher, dass das mafiöse Strukturen dahinterstecken", sagt Federspiel. Zeugen, dass jemand zum Betteln gezwungen werde, kann er allerdings keine vorweisen.

"Reine Schauspielkunst"

Tatsächlich fand der Privatdetektiv etwa heraus, dass in Innsbruck zumeist 15 bis 20 Bettler anzutreffen sind - eine Zahl, die bereits vom Verein für Obdachlose erhoben wurde. Darüber hinaus handle es sich um ausländische Bettler, hinter denen eine "hierarchisch strukturierte Organisation" stehe.

"Die Personen werden genötigt, betteln zu gehen und von Aufsehern ihren Plätzen zugewiesen und kontrolliert", sagt Markus Abwerzger, Chef der Tiroler Freiheitlichen. Am Abend würden die Bettler von einem Bus abgeholt. Dort müssten sie dann auch ihr Geld abgeben. Abwerzger: "Jeder Bettler erbeutet täglich circa 80 bis 90 Euro. Die ganze Gruppe kommt also monatlich auf 20.000 Euro und das steuerfrei."

Durch den Schnüffler will die FPÖ nun auch belegen können, dass vermeintliche Behinderungen reine "Schauspielkunst" seien: "Die sogenannten Krüppel sind keine Krüppel. Sie müssen sogar Schuhe anziehen, die ihnen wehtun. Am Abend trinken sie dann fröhlich ein Bier", sagt Federspiel. Er appelliere nun an die Bevölkerung, den Bettlern nichts mehr zu geben, damit diese gezwungen werden, die Stadt zu verlassen.

"Lasch und lax"

Zielort bietet er gleich an: "Die können ja nach Salzburg, wo man sich ihnen angeblich gerne annimmt", sagt Federspiel - dort wurde kürzlich beschlossen, dass Stadt, Land und Caritas eine Notunterkunft samt Basisversorgung für 40 bis 50 Armutsreisende schaffen möchten.

Kritik üben Abwerzger und Federspiel auch an der Polizei, die die Bettler "im Großen und Ganzen" ignoriere. Es seien die derzeitigen gesetzlichen Regelungen zwar "zu lasch und lax", aber könne man bereits diese heranziehen, "um die Bettlerszene von heute auf morgen zu verbieten".

Dass eine politische Partei auf einen Privatdetektiv zurückgreift, hält die Tiroler FPÖ-Spitze hingegen nicht nur für unbedenklich, sondern gar Teil ihrer Aufgabe: "Wenn die Obrigkeit Probleme negiert, ist es unsere ureigenste Pflicht, tätig zu werden", sagt Abwerzger. (Katharina Mittelstaedt, derStandard.at, 8.7.2014)