Baden, segeln, surfen: der Neusiedler See.

Foto: Steve.Haider.com

Rutschen, was das Zeug hält: in Lutzmannsburg.

Foto: Sonnentherme Lutzmannsburg

Wenn es regnet: die Geschichte der Jagd.

Foto: Sebauer

 

Neusiedler See: Jenseits der großen Sümpfe

Über den Neusiedler See braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Viele Generationen haben dort ihre Kindheitssommer verbringen dürfen, viele weitere werden folgen. Auch deshalb, weil es elterlicherseits zur Entspannung beiträgt, dass Gschropp und Gschroppin sich notgedrungen in derstehbarem Gewässer tummeln. Und in praktisch allen Seebädern gibt es auch Pritschelmöglichkeiten für die ganz Kleinen. Und vieles andere mehr klarerweise, alles, was zu dem dazugehört, was man modernen Standard nennt. Ganz abgesehen vom Tret- und Elektrobootfahren. Und den Kitesurfern zuschauen, wie sie sich, überrascht von einer plötzlichen Windböe, über den Podersdorfer Nordstrand blasen lassen bis ins Eisenstädter Krankenhaus.

Wer seinen Kindern aber wirklich etwas Gutes tun möchte, streift mit ihnen vorher oder nachher ein wenig um die Bäder herum, entlang den Dammstraßen, bei den Begleitkanälen. Wo die Frösche springen und die Libellen schwirren und die Graugänse sich unerschrocken breitmachen und, wenn es dunkel wird, die Gelsen einreiten. Und wo der salzige Geruch des Seewassers sich mit den tausend eigenen Gerüchen des Rohrwaldes mischt.

Die so abseitig naheliegende Landschaft spielt die Hauptrolle in einem der wohl schönsten Kinder- und Jugendromane. Dem Autor Erwin Moser – der nicht nur sein grandioses "Jenseits der großen Sümpfe", sondern alle seiner rund 100 Bücher selber illustrierte – hat seine Heimatgemeinde Gols heuer zum 60. Geburtstag ein kleines, feines Museum eingerichtet.

Dieses befindet sich im Weinkulturhaus der hochgerühmten Winzergemeinde. In dem ist auch die Ortsvinothek daheim. Und so lässt dort sich der schöne Tag hinübersumpern in einen schönen, nachvibrierenden Abend. Für Jung, aber für Alt eben auch.

neusiedlersee.com

erwinmoser.at

St. Margarethen: Tiere, Märchen, Remmidemmi

Kurz bevor es nach Rust hineingeht, erstreckt sich Ostösterreichs – laut Eigenwerbung: Österreichs – größter Freizeitpark, jedenfalls nach dem Prater. Ältere erinnern sich an das Waldstück am Ruster Berg, gleich nach dem opernbespielten Steinbruch, noch als "Märchenpark". Zum weitläufigen Tierpark und den Sandstein-Märchenfiguren haben sich Jahr für Jahr zusätzliche Fahr-, Hutsch-, Rutsch- und Dreheinrichtungen gesellt. Heute nennt sich der Märchenpark Family Park – und als solcher strahlt er weit hinüber zu den slowakischen und ungarischen Nachbarn.

Der Family Park ist, wenn man das so sagen will, wie der Wiener Prater, nur halt mehr family. Die Tageskarte ist mit 19,50 Euro pro Person nicht gerade billig. Aber manches ist in diesem Preis schon inkludiert. Und häufige Seefrequentierer haben mit den 55 Euro für die Jahreskarte eine schon überlegenswerte Alternative, zumal der Park wirklich ein Wald ist, in dem es sich auch in den heißesten Mittagsstunden flanieren lässt.

familypark.at

Burg Forchtenstein: Ein ritterlicher Erlebnistag

An den Juli-Wochenenden zieht Leben ein in die altehrwürdige Burg Forchtenstein. Was heißt! Ein Gewurl ist das. Einen wirklich ereignisreichen Tag lang kann man hier "Leben wie früher erleben" – so das Motto von "Burg Forchtenstein fantastisch", das heuer schon zum 18. Mal stattfindet. Magier, Marktstände, Mitmachtheater, Münzenschlagen, Ritterinnen- und Ritterprüfungen samt Diplom; und wer sich Thomas Brezinas Musical anschauen will, kann das auch tun.

Das Forchtensteiner Kinderspektakel – an den Nicht-Spektakel-Tagen ist die Burg selbst ein lohnenswertes Ziel – ist mehr als ein bloßer Tourismusmagnet. Getragen wird die Veranstaltung, die von der früheren EU-Abgeordneten Christa Prets initiiert und von der Burgmaus Forfel maskottchenisiert wurde – von den örtlichen Vereinen. Deshalb ist die Sache auch zeitlich begrenzt auf die Juli-Wochenenden. Die braven Forchtensteiner wollen irgendwann ja auch auf Urlaub gehen. Es hat also durchaus etwas Exklusives, hier das Schwertreifezeugnis zu bekommen.

forchtenstein.at

Güssing: Freilufttheater am Burgberg

In Güssing wird heuer ordentlich – nein, wir verkneifen uns den Verweis auf die wunderbare Symbolik – an Lampen gerieben werden. Das Jugendensemble der Burgspiele hat die schöne Geschichte vom Aladdin und seiner Wunderlampe einstudiert und wird das Stück auf der Freilichtbühne auf der Festwiese präsentieren. Wem das nicht reicht, der kann mit "Der Hund der Baskervilles" fortsetzen.

Die Gegend, in der da gespielt wird, ist eine, die jeder sofort mit dem Topos "sanfter Tourismus" verbindet. Wer dazu eine Affinität hat, kann sie hier durchaus mit seinen Kindern teilen. Sich untertags hinübertreiben lassen nach Strem und Maria Weinberg und Eberau und Bildein. In Bildein einen Blick ins alte Milchhaus werfen, das sie zu einem echt feinen Ortsmuseum umgebaut haben. Von dort ein paar Schritte an der Pinka entlang, am Grenzerfahrungsweg, der ein Freilichtmuseum ist, das wirklich den Genius Loci atmet: die Fährnisse der Grenze, deren beste Seite die ist, dass man sie nunmehr den Kindern erzählen kann mit den uralten Worten: "Es war einmal."

Und am Abend (Beginn jeweils 19.30 Uhr) retour wieder zur Festwiese am Fuß des Güssinger Burgbergs.

burgspiele.eu

Mit der Draisine: Eisenbahntreter im Mittelburgenland

Der Geschmack vinifizierter – besser: vininfizierter – Elterngaumen differiert vom kindlichen zuweilen drastisch. Die Mitte des Burgenlandes entwirft seit vielen Jahren immer wieder Ansätze, das unter einen Hut zu bringen. Es gelingt, zugegeben, nicht immer. Aber durchaus immer öfter versöhnt sich – nicht nur tourismuspolitisch – das "Sonnenland" mit dem "Blaufränkischland".

Eine dieser Versöhungen ist die Draisinentour. Auf der stillgelegten ÖBB-Strecke zwischen Oberpullendorf/Felsöpulya und Horitschon-Neckenmarkt verkehrten Pedaldraisinien. Das heißt: Sie verkehren nicht, sondern lassen sich tretend verkehren. Was einerseits sportlich gewillte Eltern erfordert, andererseits aber schon ein ziemlicher Spaß sein kann, zumal auf den 23 Kilometern allerlei Rastgelegenheiten angeboten werden: bewirtete Bahnhöfe mit Schmankerln aus der Region, Kinderspielplätze, Grillplätze.

Die Tour ist einbahngeregelt. An den ungeraden Tagen geht es von Oberpullendorf nach Horitschon, an den geraden ist es umgekehrt. Und an diesen Tagen gibt es in Oberpullendorf noch das Apresine – Après-Ski auf Burgenländisch, also ohne Hüttengaudi.

Schienenersatzverkehr gibt es auch. Mit Segways, von denen man sagt, dass Kinder deren Bedienung weitaus schneller beherrschen als hüftsteife Väter und Mütter. Was der Family-Gaudi zuweilen ganz förderlich sein kann.

draisinentour.at

Therme Lutzmannsburg: Warmes Kindswasser

Die klassische Schlechtwetter-Destination für Kegel und Kind im Burgenland: Lutzmannsburg. Im einstigen Nichts östlich von Oberpullendorf haben sie mit reichlich Ziel-1-Geld eine ausdrücklich der kindlichen Unbändigkeit gewidmete Therme hingestellt. Ruhebedürftige Senioren und entspannungsgestresste Wellnesser haben hier nichts zu suchen. In der Kindertherme wurlt's und lärmt's. Es kiert zuweilen, weil die noch im Es-Alter herumtobenden Ers und Sies riesenrutschen, was das Zeug hält. Drinnen und draußen gleichermaßen.

Ist eine Schlechtwetterperiode angesagt (aber Achtung: Die ORF-Wetterfrösche Christa Kummer und Markus Wadsak sind Burgenländer), wäre eine Einquartierung angebracht. Denn auch die Gegend rund ums warme Wasser hat so einiges zu bieten. Sopron ist gleich ums Eck, und Großwarasdorf/Veliki Borištof sowieso. Das ist quasi die Hauptstadt der Burgenlandkroaten, und in deren Kuga krowodelt es nicht nur, mit der "Kuga 4 Kids" kindelt es auch ordentlich.

sonnentherme.at

kuga.at

Landesmuseum Eisenstadt: Museales Mitmachen

Dass Bildung nicht nur so funktioniert, wie die Teilnehmer der Bildungsdebatte es sich für gewöhnlich vorstellen, vergisst man zuweilen. Da tut es ganz gut, den allfälligen Regen zu nutzen, um sich und die Kleinen daran zu erinnern, dass der Wissenserwerb auch ziemlich cool sein kann.

In Eisenstadt machen sie jetzt zum Beispiel sommerliche Erlebnisführungen durchs Landesmuseum, das auch jedem Herrn Papa und jeder Frau Mama ans Herz zu legen ist. Kreativwerkstätten gibt es auch, und weil das Haydnhaus auch einschlägig bespielt wird, haben selbst die Ohren was zu schauen.

Das Landesmuseum liegt übrigens neben dem Schloss, in Eisenstadt-Unterberg, das bis 1938 eine auch politisch eigenständige Gemeinde war. Es war das jüdische Viertel der Landeshauptstadt, und das heutige Landesmuseum ist nicht bloß untergebracht im Haus des wohlhabenden Weinhändlers Sándor Wolf, es geht im Kern auch auf dessen Initiative und Sammlertätigkeit zurück.

Gleich ums Eck liegt das Österreichische Jüdische Museum. Dieses zu besuchen darf auch ruhigen Gewissens anempfohlen werden.

pauli-plappagei.at

ojm.at

Schloss Lackenbach: Wald, Flur, kurz - Natur

Vom mittelburgenländischen Lackenbach aus verwalten die Esterházys ihre forstlichen Aktivitäten, die ziemlich umfangreich, gewissermaßen immer noch fürstlich sind. Da lag es nahe, das dortige Schloss der Natur und dem in ihr geübten fürstlichen Vergnügen, der Jagd, zu widmen.

Geworden ist die Dauerausstellung in und ums Schloss eine wirklich sehenswerte, teils interaktive Schau, die sich nicht nur der Naturgeschichte annimmt. Die Geschichte der Jagd von der Steinzeit an, aber auch die Verbindung von Holz und Energie wird behandelt.  Zahlreiche Tierpräparate und -stimmen erzählen anschaulich vom Leben im Wald. Ein Spaziergang durch den Park präsentiert dessen pflanzliche Vielfalt.

Etwas bergan, Ritzing und dem Brennberg zu, erinnert eine unscheinbare Steinassemblage an das "Zigeuner-Anhaltelager", in das die Nazis die burgenländischen Roma gepfercht hatten. Falls es während des Museumsbesuchs aufgeklart hat und man sich entschließt, den Ritzinger Badesee (sehr empfehlenswert) aufzusuchen, kann man im Vorbeifahren ja ein paar Gedanken daran verschwenden.

esterhazy.at

sonnensee.at

Burg Forchtenstein: Von Fürsten und Drachen

Wer den Lockungen der Burgmaus Forfel schon erlegen ist, kennt ja das alte Gemäuer. Und hat sich wahrscheinlich von der eigenen Neugier beim Schopf packen lassen. Denn in so einer alten Burg gibt es allerlei verborgene und verborgenste Winkel.

Wenns schiacher ist als das Strandbad erlaubt, ist es sicher nicht verkehrt, der Burg, die selbst den Türken die Tore nicht öffnen hat müssen, einen Besuch abzustatten. Spezielle Kinderführungen – sogenannte Mitmachführungen – zeigen Burg und das Leben der Bürger in der Barockzeit, in welcher die Forchtensteiner Burgherren – die Esterházys – sich aufschwangen zu prunkvoller Fürstlichkeit. Was so ein Hochwohlgeboren zu tun gehabt hat, will jeden Freitag im Juli und August die Führung mit dem Titel – Arbeitstitel, denn die Geführten sollen ja workshopmäßig tun und nicht lassen – "Tinte, Salbei, Waffenöl". Wen es gerne schaudert, der kann dann nachfragen, was es mit der "Salah he!" auf sich hat.

Vorher oder nachher ergibt sich sicher auch die Gelegenheit, den Reptilienzoo unterhalb der Burg zu besuchen. Denn was ein richtiger Ritter sein will, muss von richtigen Drachen zumindest beim Einschlafen umgeben sein. (Wolfgang Weisgram, derStandard.at, 9.7.2014)

esterhazy.at

reptilienzoopolaschek.com