Die israelisch-palästinensische Arena wird oft als "Pulverfass" bezeichnet, das durch einen Funken explodieren könnte. Im gegenwärtigen Fall war es eine lange Lunte, die am 12. Juni durch die Entführung von drei israelischen Jugendlichen gezündet wurde.

Es folgten sehr forsche israelische Suchaktionen im Westjordanland, verstärktes Raketenfeuer der Hamas aus dem Gazastreifen, israelische Luftschläge gegen die Hamas, die Auffindung der ermordeten Israelis, ein Rachemord an einem 16-jährigen Palästinenser, gewalttätige palästinensische Proteste in Ost-Jerusalem und Galiläa. Die Lunte brennt noch immer, und niemand weiß, ob die Flamme demnächst gelöscht werden kann oder den nächsten "Gaza-Krieg", wenn nicht gar die "dritte Intifada" auslöst.

In Wahrheit sind Israelis und Palästinenser wohl dazu verurteilt, mit einer glimmenden Lunte zu leben - im Schwebezustand zwischen Konfliktroutine und großer Konfrontation. Auch ein israelischer Einmarsch im Gazastreifen würde die Hamas und deren Raketenwerfer nicht aus der Welt schaffen, und auch ein weiterer blutiger Aufstand wird den Palästinensern nicht zum Staat verhelfen.

Eine Lösung ist nur durch Verhandlungen zu finden - doch die Chance ist gering, wie die ergebnislose Initiative von US-Außenminister John Kerry wieder zeigte. Eines aber kann und muss man tun: jenen, die nur Hass und Mord im Sinn haben, kompromisslos das Handwerk legen. (Ben Segenreich, DER STANDARD, 8.7.2014)